Die MAXX SOLAR & ENERGIE GmbH & Co. KG setzt auf ein umfängliches Energiemanagement, bei dem sie erneuerbare Stromerzeuger mit dem eigenen Netzanschluss kombiniert. Eine Entwicklung mit Zukunfts- und enormem Einsparpotenzial.
Mit hellen Strahlen scheint die Sonne vom Himmel hinab. Das Schwarz der Photovoltaikanlage reflektiert den Planeten, ein paar Bienen fliegen gegen den böigen Wind an, der nur ein paar Hundert Meter weiter ein Windrad antreibt. Was wie der Fiebertraum eines grünen Unternehmens klingt, ist an diesem Dienstagmorgen einmal mehr Realität. Hier in Waltershausen, gut 300 Meter Luftlinie von der Autobahn 4 entfernt, hat die MAXX SOLAR & ENERGIE GmbH & Co. KG ihren Unternehmenssitz. Seit 16 Jahren ist das Team um Geschäftsführer Dieter Ortmann tief drin im Thema erneuerbare Energien.
Im Energie-Mangel einen Mehrwert gesehen
Und inzwischen ist dieses Team noch ein wenig mehr geworden, denn die 72 Mitarbeitenden verkaufen nicht nur nachhaltige Energielösungen, sie nutzen sie vor allem selbst. Seit diesem Jahr so umfassend, wie wenige andere Thüringer Firmen. Doch von Anfang an. „Wir sind vor gut zwei Jahren in dieses Objekt gezogen“, berichtet Dieter Ortmann. Das „Objekt“ ist eine ehemalige Heizungs- und Sanitär-Firma im Waltershäuser Gewerbegebiet. Mitte der 1990er Jahre auf dem damaligen Stand der Technik gebaut, ist sie mit einem Anschluss von über 150 Kilowatt ausgestattet. „Das mag damals gereicht haben, für unsere heutigen Anwendungen brauchen wir mehr Leistung“, erklärt Ortmann und verweist auf die Hauptabnehmer der elektrischen Energie in seinem Unternehmen. Neben einer Wärmepumpe seien dies insbesondere die 34 Elektrofahrzeuge, die zu MAXX SOLAR & ENERGIE GmbH & Co. KG gehören. Sie alle werden am Firmenstandort geladen und nutzen den Strom nicht nur für sich, sondern dienen auch als mobile Speichereinheiten.
Umfassendes Energie-Ökosystem mit aktivem Lademanagement
Damit sind die E-Autos, wie auch die Wärmepumpe inklusive Wasser-Pufferspeicher, die Photovoltaikanlage auf dem Dach, ein großer Batteriespeicher im Erdgeschoss und eine digitale Strom-Verwaltungssoftware Teil eines ganzen Ökosystems. „Das ermöglicht uns, nicht nur etwas gegen den Klimawandel zu tun, sondern spart auch enorme Kosten – Sonne und Wind sind schließlich ohne Ende vorhanden“, so Ortmann. Mit einer Maximalleistung von 170 Kilowattstunden Peak Photovoltaik auf den beiden Dächern des Unternehmenssitzes, dem Batteriespeicher mit 82 Kilowattstunden und den insgesamt 16 AC-Ladepunkten mit je 11 Kilowatt und aktivem Lastmanagement sowie einem DC-Lader mit zwei Ladepunkten ist dieses Ökosystem schlagkräftig genug, um ausreichend Strom für das Unternehmen zu liefern. Zugleich kann es eine kurzfristige Energie-Autarkie im Fall eines Stromausfalls absichern.
„Mehr als kleine Einzelleistungen“
Etwa ein halbes Jahr haben Dieter Ortmann und sein Team an der (noch) ungewöhnlichen Energielösung für das Thüringer Unternehmen getüftelt. „Wir haben uns darum bemüht, ein Gesamtsystem auf die Beine zu stellen und damit eben mehr als kleine Einzelleistungen zu schaffen.“ Natürlich würde auch eine Wärmepumpe oder eine PV-Anlage allein funktionieren, die wirkliche Ersparnis zeige sich aber laut Ortmann erst, wenn der Umgang mit Energie als ein Ganzheitlicher betrachtet werde. Besonders wichtig sei dabei das Thema der Flexibilität und der Anpassungsfähigkeit. Oder wie Dieter Ortmann sagt:
Flexibilität ist das Geheimnis der Energiewende.
– Dieter Ortmann, Geschäftsführer MAXX SOLAR & ENERGIE GmbH & Co. KG
Und das scheint auch das Geheimnis seines unternehmerischen Erfolgs zu sein, denn die Idee aus Waltershausen kommt nicht nur dem Klima zugute, sondern auch der Bilanz der Firma. Binnen drei Jahren sollen sich die Anschaffungen der MAXX SOLAR & ENERGIE GmbH & Co. KG amortisiert haben. Dafür sorgt eine genaue Rechnung, in der Ortmann und sein Team nicht nur die Kosten fossiler Techniken denen Nachhaltiger gegenüberstellten – die Differenz beträgt hier im Waltershäuser Fall allein 130.000 Euro für die Anschaffung, zu Gunsten der Erneuerbaren – sondern auch die detaillierte Analyse der Nutzung von Elektroautos. Für den bekennenden E-Mobilitätsfan Ortmann lag dieser Mehrwert zwar schon auf der Hand, wenn er es aber schwarz auf weiß vor sich hat, zeigt sich der Gewinn noch einmal mehr.
Gebaut für das eigene Unternehmen, Vorzeigemodell für die Kundschaft von MAXX SOLAR
Das Besondere an dem Modell aus Waltershausen: Es ist so gebaut, dass auch Ortmanns Kunden es ohne große Modifikationen übernehmen könnten. „Wenn ein Unternehmer herkommt und etwas über eine eigene Energielösung erfahren will, zeigen wir ihm künftig einfach unsere Bildschirme mit Leistung und Verbrauch und sagen ihm, er kann das Gleiche haben“, erzählt Ortmann.
Im Moment ist dieser Bildschirm noch klein und nur auf der Vorderseite der Batteriespeicheranlagen im Unternehmenssitz zu sehen. Bald soll er aber auch groß im Eingangsbereich bei MAXX Solar hängen. „Ist eben alles noch ganz neu“, sagt Ortmann und zeigt auf seinen Speicher-Raum, der erst noch entsprechend eingerichtet werden muss. Doch Dieter Ortmann, der sein kleines Ökosystem auch beim diesjährigen Zukunftspreis von IHK und HWK eingereicht hat, ist sich sicher: „Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft.“
Thüringen als Transferland und Freistaat der Entwickler
Von dieser Ansicht ist auch Karsten Kurth überzeugt. Er ist bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt für die Bereiche Energie und Klima zuständig und kennt sich aus. Der Ingenieur für Verfahrenstechnik berät zahlreiche Unternehmen im ganzen Kammerbezirk zu Fragen um Strom, Wärme und Nachhaltigkeit. „Hier in Thüringen ist die Entwicklung in diesem Bereich bereits sehr gut und wir können ohne Probleme mit anderen Bundesländern mithalten“, berichtet er und erklärt, dass Thüringen mit seiner zentralen Lage in Deutschland insbesondere als Energie-Transferland an Bedeutung gewinne. Zugleich seien es aber die Unternehmen vor Ort, die sich – wie auch MAXX SOLAR & ENERGIE – um die Sicherstellung des eigenen Energiebedarfs kümmern müssten. Hinzu kämen noch die Untersuchungen und daraus abgeleiteten Forderungen der IHK, die regelmäßig mit Energieversorgern, Netzbetreibern und der verantwortlichen Politik im Austausch steht.
Es geht uns darum, eine Versorgungssicherheit für unsere Unternehmen zu schaffen, damit diese ohne Sorgen arbeiten und produzieren können.
– Karsten Kurth, Experte für Energie und Klima in der IHK Erfurt
Kurth betont, dass es die Mischung aus Modernisierung und Entwicklung sei, die dazu führe. Insbesondere der Netzausbau, die Einrichtung von sogenannten Hubs, aber auch ein Spitzenlastmanagement seien dazu nötig. „Nach einer ersten Analyse des Energiebedarfs eines durchschnittlichen Thüringer Gewerbegebietes reichen oftmals schon zwei bis drei Windenergieanlagen aus, um den Großteil des Strombedarfes vor Ort bereitzustellen“, berichtet Karsten Kurth und ergänzt: „Dennoch ist es der Energiemix, der Sicherheit schafft. Bei MAXX SOLAR & ENERGIE ist dafür bereits ein absolutes Vorzeigeprojekt an den Start gegangen. Dieter Ortmann und sein Team haben eine tragfähige Lösung für die Herausforderungen der Energiewende entwickelt – und von solchen Lösungen brauchen wir in ganz Thüringen noch viel mehr.“
Text: Paul-Philipp Braun