Berufsausbildung als Brücke: Projektreise der IHK Erfurt durch Kirgisistan, Kasachstan und die Mongolei

©IHK Erfurt/Michael Reichel/Das Team International der IHK Erfurt steht Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite und vermittelt auch weiter an Auslandshandelskammern.
Mitarbeiter IHK Erfurt
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • In diesem Jahr besuchten Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt und der FAV Service gGmbH gemeinsam Kirgisistan, Kasachstan und die Mongolei.
  • Ziel der Reise war es, die duale Ausbildung „Made in Germany“ zu präsentieren, Kooperationen zu vertiefen und jungen Menschen Perspektiven für eine Ausbildung in Thüringen zu eröffnen.
  • Während der Reise wurden mehrere Kooperationsverträge unterschrieben sowie Ausbildungsverträge geschlossen.

In einer Zeit globaler Fachkräfteengpässe rückt die internationale Bildungszusammenarbeit zunehmend in den Fokus – auch in Thüringen. Eine Delegation der IHK Erfurt und der Firmenausbildungsverbund Service gGmbH (FAV) unternahm im Frühjahr 2025 eine zehntägige Reise durch Kirgisistan, Kasachstan und die Mongolei. Ziel war es, die duale Ausbildung „Made in Germany“ zu präsentieren, Kooperationen zu vertiefen und jungen Menschen Perspektiven für eine Ausbildung und Arbeit in Thüringen zu eröffnen.

Kirgisistan: Bildung als Antwort auf globale Herausforderungen

Der Auftakt der Reise fand in der kirgisischen Stadt Osch statt, wo im Rahmen des Forums „Bildung für die Bürger Kirgisistans in Thüringen“ über 300 Teilnehmende zusammenkamen. IHK-Präsident Dieter Bauhaus richtete in seiner Eröffnungsrede den Blick auf die Bedeutung der beruflichen Bildung im globalen Kontext: „Die duale Ausbildung in Deutschland ist die Antwort auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der modernen Welt.“

Im Anschluss daran wurde ein Memorandum of Understanding mit der Industrie- und Handelskammer des Gebiets Osch unterzeichnet – ein wichtiger Schritt hin zu einer langfristigen Zusammenarbeit.

Auch im Regierungssitz in Bischkek stieß die Thüringer Delegation auf offene Türen. Der erste stellvertretende Vorsitzende des Ministerkabinetts der Kirgisischen Republik, Daniyar Amangeldiev, betonte: „Die bilateralen Beziehungen zwischen Kirgisistan und Deutschland zeigen in den letzten Jahren eine positive Dynamik. Der Besuch der IHK Erfurt ist ein starkes Signal für die Vertiefung unserer Partnerschaft.“

Inhaltlich standen bei den Gesprächen mögliche Kooperationsfelder im Bereich Berufsbildung und Wirtschaft im Vordergrund. Präsident Bauhaus hob dabei die hohe Motivation kirgisischer Jugendlicher hervor: „Wir sehen großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit Kirgisistan im Bildungsbereich und sind überzeugt, dass wir durch gemeinsame Anstrengungen noch größere Erfolge erzielen können.“

Kasachstan: Bewerberinnen und Bewerber treffen direkt auf Unternehmen

Die zweite Station führte die Delegation nach Almaty, Kasachstan. Auf dem Programm standen u.a. ein Besuch der Deutschen Auslandsschule sowie ein Projektforum, bei dem über 200 Gäste über das duale Ausbildungssystem in Deutschland informiert wurden. Gemeinsam mit Heiko Schüler, Geschäftsführer der FAV, präsentierte Dieter Bauhaus das Modell und stellte die Chancen auf dem Thüringer Ausbildungsmarkt vor.

Am Folgetag fand in Almaty eine Projektkonferenz mit Kooperationspartnern statt, zu der auch rund 100 kasachische Jugendliche eingeladen waren – viele mit dem Wunsch, eine Ausbildung in Deutschland zu beginnen. Im Anschluss an die Veranstaltung fanden erste Bewerbungsgespräche mit Thüringer Unternehmen statt. Einige Zusagen wurden direkt vor Ort getroffen.

Ein weiterer Höhepunkt war das Forum „Internationale Ausbildungssysteme: Kasachstan vs. Deutschland“ in Astana. Dort wurde u.a. die Gründung einer Expertenkommission beschlossen, die sich mit der Vergleichbarkeit von Ausbildungsabschlüssen im Bereich Hotel- und Gastgewerbe befasst. Zudem wurden eine Kooperationsvereinbarung zwischen der FAV und einem kasachischen College sowie ein Memorandum mit der IHK Erfurt unterzeichnet.

„Diese Zusammenarbeit wird jungen Kasachen helfen, hochqualifizierte Fachkräfte zu werden, die auch auf dem Thüringer Arbeitsmarkt gefragt sind“, resümierten die Partner gemeinsam.

Mongolei: Vertragsunterschriften und politische Anerkennung

In Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, wartete zum Abschluss der Reise ein beeindruckendes Bild: 184 junge Menschen, alle mit B2-Sprachzertifikaten oder im Prüfungsverfahren, nahmen an der Projektkonferenz teil. Viele nutzten die Gelegenheit, sich direkt vor der Thüringer Delegation persönlich vorzustellen – einige sogar in konkreten Bewerbungsgesprächen im Anschluss an die Veranstaltung.

Ein besonders bewegender Moment: Ein mongolischer Jugendlicher erhielt live auf der Bühne seinen Ausbildungsvertrag zum Zerspanungsmechaniker bei der FEUER powertrain GmbH & Co. KG aus Nordhausen. Weitere Verträge – etwa mit WAGO aus Sondershausen – wurden per Handschlag direkt vor Ort besiegelt.

WAGO setzt damit ein klares Zeichen für Kontinuität: Der künftige Elektroanlagenmonteur wird der dritte mongolische Auszubildende im Unternehmen sein.

„Es war beeindruckend zu erleben, mit welcher Selbstsicherheit und sprachlichen Kompetenz sich die Jugendlichen präsentierten. Ihr Engagement ist eine echte Bereicherung für unsere Betriebe in Thüringen“, so ein Teilnehmer der Delegation.

In einer Pressekonferenz mit dem mongolischen Projektpartner KHUGJIL, der IHK Erfurt und der FAV wurden die Projektziele und nächsten Schritte vorgestellt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium wurde intensiviert. Seit dem Vorjahr haben über 7.300 Jugendliche an einem von Thüringen unterstützten Berufsorientierungsprogramm in der Mongolei teilgenommen, bei dem sie über eine eigens entwickelte App aus 15 Berufsfeldern wählen und sich umfassend informieren konnten.

Die mongolische Regierung bestätigte in Gesprächen mit Parlamentariern ihre volle Unterstützung für die Kooperation.

Fazit: Bildungspartnerschaften mit Zukunft

Die Reise der IHK Erfurt hat eindrucksvoll gezeigt, wie durch gezielte Kooperationen im Bildungsbereich neue Brücken zwischen Thüringen und den Partnerländern entstehen – mit Mehrwert für alle Beteiligten: Unternehmen, Länder und vor allem: die Jugendlichen.

„Diese Reise war nicht nur ein diplomatischer Austausch – sie war ein praktischer Schritt in Richtung einer internationalen Fachkräftestrategie, die wir in Thüringen aktiv gestalten wollen“, bilanziert IHK-Präsident Dieter Bauhaus.

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Thomas Fahlbusch

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