Führungskräftekrise statt Fachkräftemangel: 4-Tage-Woche als Werkzeug benutzen

Work-Life-Balance, das ist für Rocco Funke, den Geschäftsführer und Inhaber des ELBS – Eichsfelder Leckortungs- und Bautrocknungsservice, ein schrecklicher Ausdruck. Denn Arbeit und Freizeit im Gleichgewicht zu halten, ist für ihn kein optionales Add-On und kein gutgemeinter Neujahrsvorsatz, sondern ein unverzichtbares Muss. Arbeit und Freizeit gehören für Rocco Funke einfach zusammen. Ist die Arbeit belastend, leidet die Freizeit darunter und andersrum genauso. Deshalb hat der Unternehmer aus dem Eichsfeld beschlossen, sein Firmenkonzept grundlegend und nachhaltig zu verändern. Das Ergebnis ist eine funktionierende 4-Tage-Woche – mit Gewinnsteigerung.

4-Tage-Woche: Effizienzsteigerung trotz weniger Stunden

Den Schritt zu gehen und eine 4-Tage-Woche im Handwerk beziehungsweise Dienstleistung einzuführen, erforderte viel Mut. Nicht selten habe Rocco Funke am Anfang deshalb Zuschriften mit Beleidigungen bekommen. Seine Mitarbeiter wurden auf Baustellen teils mit Beschimpfungen empfangen, weil die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitsstunden oft mit Faulheit gleichgesetzt wird. Das dem nicht so ist, wird spätestens nach dreieinhalb erfolgreichen Jahren mit der 4-Tage-Woche deutlich. „Ich brauche jetzt mehr Arbeit – meine Leute schaffen mehr“, erklärt Rocco Funke stolz. Das ganze Unternehmen habe er umstrukturiert und vor allem: optimiert. Sei es die Lagerung von Material, die interne und externe Kommunikation oder Rocco Funkes Rolle als Führungskraft – all das läuft nun weitaus effizienter und ermöglicht dem Unternehmen eine große Umsatzsteigerung.

Das war die beste Entscheidung meines Lebens, auch wenn ich viel Mut aufbringen musste, weil ich wusste: Dieses Projekt kann uns auch in den Ruin treiben.

– Rocco Funke, Geschäftsführer der ELBS – Eichsfelder Leckortungs- und Bautrocknungsservice

Während seine Mitarbeiter nun 32 Stunden pro Woche arbeiten, bleibt der Geschäftsführer bei einer 40-Stunden-Woche. Doch im Vergleich zu früheren Jahren ist auch das bereits eine Erleichterung für ihn. „Ich nutze den Freitag jetzt für Papierkram und investiere Zeit in meine eigene Weiterentwicklung als Chef.“ Das Feedback seiner Mitarbeiter ist dabei enorm wichtig: „Ich muss die Bedürfnisse meiner Belegschaft erkennen und danach handeln“, nur so könne Rocco Funke den Erfolg seines Unternehmens sicherstellen.

Nachhaltige Personalführung als Mittel gegen den Fachkräftemangel

Mit all den Veränderungen, die für Rocco Funke nötig waren, um die 4-Tage-Woche für sein Unternehmen zu ermöglichen, hat sich auch eine weitere Veränderung durchgesetzt: eine neue Unternehmenskultur. „Meine Mitarbeiter haben nun neue Chancen und Pflichten und können ihre Arbeitswelt selbst gestalten. Das ist für sie eine neue Form der Wertschätzung.“ Rocco Funke erklärt weiter, dass er im Vorfeld jeden Mitarbeiter nach seinen Vorstellungen befragt habe und mit ihnen gemeinsam feststellen konnte, wer künftig welche Aufgaben übernimmt. Die Mitarbeiter haben nun größere Aufgabenbereiche und können viel selbstständiger arbeiten. „Für ihre tägliche Arbeit brauchen sie mich gar nicht mehr“, verrät Funke stolz. „So bleibt mir mehr Zeit für Aufgaben, die das Unternehmen als solches betreffen.“

„Meine Mitarbeiter sind Unternehmer geworden.“

Die neue Unternehmenskultur des ELBS zeichnet sich auch dadurch aus, dass Fehler nicht mehr sanktioniert, sondern gemeinsam analysiert werden. Noch wichtiger ist Funke jedoch, dass Erfolge – egal, ob groß oder klein – gemeinsam gefeiert werden. Das stärkt den Zusammenhalt im Team. Durch die neue Arbeitsaufteilung tragen die Mitarbeiter des ELBS nun auch mehr Verantwortung für ihre Arbeit – und für ihre Arbeitszeit. Die Zeit hat einen anderen Stellenwert bekommen, sie wird selbst organisiert und durchweg sinnvoll genutzt. Durch effizientere Planung können auch andere Ressourcen wie zum Beispiel Treibstoff gespart werden. Funke erklärt stolz: „Meine Mitarbeiter sind Unternehmer geworden. Ich habe jetzt Problem-Löser, Mitdenker, Mitgestalter.“ Allein deshalb hat sich der Aufwand der Umstrukturierung für das Unternehmen gelohnt.

Mut zur Veränderung: Die 4-Tage-Woche als Werkzeug begreifen

Die 4-Tage-Woche wird in Funkes Unternehmen nicht als Marketing-Strategie genutzt und ist auch kein Geschenk an die Mitarbeiter: „Die 4-Tage-Woche ist ein Werkzeug.“ Trotzdem hat sie für viele Arbeitnehmer eine anziehende Wirkung. Für Rocco Funke ist die Menge an eingehenden Bewerbungen die Bestätigung dafür, dass es „keinen Fachkräftemangel, sondern eine Führungskräftekrise“ gibt. Dass eine gute Führungskraft Wertschätzung zeigt und auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingeht, ist ein Aspekt, der auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger wird und bei der Fachkräftegewinnung eine entscheidende Rolle spielt.

Was Rocco Funke in den letzten dreieinhalb Jahren gelernt hat, gibt er voller Überzeugung in Gesprächen und Impulsvorträgen weiter. Er ist überzeugt davon, dass viele Unternehmen von einem neuen Arbeitszeitmodell profitieren würden und damit nicht zuletzt einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen könnten. Schließlich ist es nicht nur eine Frage der Generation, sondern auch der Lebenslage und Persönlichkeit, wie viel Arbeitszeit ein Arbeitnehmer aufwenden kann und möchte, um ein gesundes Leben zu führen. Für Rocco Funke war die eigene Lebenslage entscheidend dafür, die Veränderung zu wagen. Er wollte mehr Freizeit mit der Familie, weniger Stress auf Arbeit und dadurch ein gesünderes Leben. „Viele meiner Kollegen sind bereits mit Anfang 60 verstorben, das wollte ich für mich nicht. Deswegen musste sich dringend etwas ändern.“ Die 4-Tage-Woche in seinem Unternehmen einzuführen, war für Funke deshalb das richtige Werkzeug, um sich selbst und seinen Mitarbeitern eine bessere Arbeitswelt zu eröffnen.

Kontakt:

ELBS – Eichsfelder Leckortungs- und Bautrocknungsservice
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