Integration durch Arbeit: Sponeta geht im Unstrut-Hainich-Kreis neue Wege

©Paul-Philipp Braun/Beim Unternehmen Sponeta in Schlotheim in Thüringen wird aktiv auf das Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland gesetzt, manche werden auch entsprechend weitergebildet.
Beim Unternehmen Sponeta in Schlotheim in Thüringen wird aktiv auf das Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland gesetzt, manche werden auch entsprechend weitergebildet.
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Die Integration internationaler Fachkräfte spielt in vielen Unternehmen eine immer wichtigere Rolle.
  • Der weltweite Marktführer Sponeta GmbH nutzt die Nähe zwischen Gemeinschaftsunterkunft und Betrieb, um Fachkräfte zu gewinne und zu entwickeln.
  • Lesen Sie, wo die Sponeta GmbH Unterstützung findet und wo sie selbst bei der Integration unterstützt.

Immer mehr Unternehmen sind dringend auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, um ihre Produktion aufrechterhalten und steigern zu können. In Nord-West-Thüringen gehen der Kreis und ein weltweiter Marktführer dafür nun gemeinsam neue Wege. Die Nähe zwischen Gemeinschaftsunterkunft und Betrieb spielt dabei eine zentrale Rolle.

Wie funktioniert eigentlich Buchhaltung an der Cote d’Ivoire, dem Land, das lange Zeit Elfenbeinküste genannt wurde? Fatou Boarés Antwort ist nicht unbedingt präzise, dafür wirklich vielsagend: „Anders. Zumindest ganz anders als in Deutschland.“ Genau deshalb drückt die 42-jährige Frau derzeit auch noch einmal die Schulbank und lernt den Beruf der Industriekauffrau. 2019 ist sie zusammen mit ihrer Tochter nach Deutschland gekommen, war zunächst in der Thüringer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Suhl und kam dann in die Gemeinschaftsunterkunft des Unstrut-Hainich-Kreises nach Obermehler.

Gerade einmal anderthalb Kilometer Luftlinie sind es von dort aus zur Sponeta GmbH in Schlotheim – ein Katzensprung. Und das Unternehmen weiß darum und es weiß, dass gerade in Obermehler viele Menschen sind, die Arbeit suchen. Für Sponeta ist das ein Glücksgriff, denn Arbeit gibt es in dem familiengeführten Traditionsbetrieb genügend. Stefanie Francke ist für den Personalbereich bei Sponeta zuständig und kennt das Thema Fachkräftemangel aus erster Hand. Immer wieder ist der etwa 180 Mitarbeitenden starke Betrieb auf der Suche nach Unterstützung. Der Markt für Tischtennistische und Schulmöbel ist konstant gut – insbesondere dann, wenn sie von einem Thüringer Qualitätsunternehmen hergestellt werden. „Rund zehn Prozent unserer Mitarbeiter stammen aus dem Ausland“, berichtet Francke. Sie erzählt von ganz unterschiedlichen Geschichten, die die Menschen zu Sponeta gebracht haben. Sie sind so vielfältig, wie die Herkunft des Personals.

Porträt Stefanie Francke

Unsere Leute kommen aus Marokko, dem Irak und Afghanistan, aber auch aus Georgien oder eben von der Elfenbeinküste.

– Stefanie Francke, zuständig für den Personalbereich bei der Sponeta GmbH

Vielfalt als Chance: Sponeta GmbH setzt auf internationale Arbeitskräfte

Schon lange setzt Sponeta auf Vielfalt im Team, auch wenn dies nicht immer ganz einfach sei, wie Francke sich erinnert. Vor allem die Sprachbarriere sei auch im Alltag für viele Mitarbeitende aus anderen Ländern eine Hürde: „Da braucht es dann schon Eigeninitiative, um aktiv etwas daran zu verändern.“ Trotzdem reiche die allein oft nicht aus, das bestätigt auch Sven Lauterbach, Assistent der Geschäftsführung bei Sponeta. Die Deutschkurse würden vor allem tagsüber angeboten. Für ein Unternehmen, das montags bis freitags im Dreischicht-Betrieb arbeitet, sei eine passende Freistellung seiner ausländischen Kräfte nicht immer leicht umzusetzen. Dennoch versuche man es, schließlich habe man – davon ist Lauterbach überzeugt – bei vielen der ausländischen Arbeitskräfte ein großes Potenzial, diese anzulernen und mit der Zeit weiterzuentwickeln.

Sprachbarrieren und Herausforderungen in der Integration überwinden

Es gehöre nämlich auch zur Wahrheit, so Lauterbach, dass nicht alle, die sich bei Sponeta bewerben direkt schon passend ausgebildete Arbeitskräfte seien. „Im Gegenteil“, ergänzt Stefanie Francke, „die meisten kommen aus Ländern, wo es das duale Ausbildungssystem mit vergleichbaren Standards wie in Deutschland gar nicht gibt.“ Hier muss das Unternehmen dann ansetzen und die Zugewanderten entsprechend fit machen, damit sie etwa mit den Maschinen, wie den Laserschneideanlagen, umgehen können. „Das funktioniert natürlich nicht bei jedem und dennoch versuchen wir, die Leute gut einzubinden“, so Francke.

Einsatzmöglichkeiten in Produktion und Verwaltung bei Sponeta

Die breite Aufstellung der Sponeta GmbH mit einem Angebot von Freizeit-Tischtennistischen für den Indoor- und Outdoorbereich, vom Sportverband, der International Table Tennis Federation (ITTF) zugelassenen Turnier-Tischtennistischen aber eben auch Schul- und Objektmöbeln ist es, die eine vielfältige Einsatzbreite für Fachkräfte, aber auch ungelernte Mitarbeitende ermöglicht. „Wir haben eine Metallbearbeitungsabteilung, in der das Material für die Möbel und Tischtennistische verarbeitet wird, einen holzverarbeitenden Bereich, die Endmontage und am Ende der Strecke auch die Verpackung und den Versand“, erklärt Sven Lauterbach den Weg der Produkte. Arbeitskräfte dafür würden an jeder Station gebraucht, wenngleich auch Roboter in der automatisierten Produktion unterstützen.

Ein Roboter wird Fatou Boaré bei der Buchhaltung und den Verwaltungsaufgaben hingegen wohl nie so recht unterstützen können. Und das brauche er auch gar nicht, schmunzelt die Frau aus der Côte d’Ivoire, schließlich würde sie mit ihrer Ausbildung bestens auf die Aufgaben im kaufmännischen Bereich vorbereitet. Inzwischen ist sie aus der Gemeinschaftsunterkunft des Kreises ausgezogen, sie wohnt in einer eigenen Wohnung im nahen Mühlhausen und kann den Weg nach Schlotheim mit dem Auto zurücklegen. Die eigene Wohnung, bezahlt vom eigenen Geld, ist ein kleiner Luxus für die 42-Jährige, die dort zusammen mit ihrer Tochter wohnt und in Thüringen angekommen zu sein scheint.

Unterstützung für Geflüchtete und Unternehmen: Die Rolle des Landratsamtes in der Integration

Unterstützung gibt es immer wieder auch durch das örtliche Landratsamt. Der Fachdienstleiter des Fachdienst Sicherheit, Ordnung und Migration steht mit seinem 13-köpfigen Team im wiederkehrenden Austausch mit Francke und ihren Kollegen. Fiß umschreibt das Aufgabengebiet seiner Behörde wie folgt: „Unsere Kernaufgabe ist die Ausführung der Regelungen des Aufenthaltsgesetzes und damit den Rechtsstatus von Zuwanderern zu klären. Dabei steht natürlich die Entscheidung zur Erteilung und Verlängerung von Aufenthaltstiteln in unterschiedlichen Aufenthaltszwecken wie Beschäftigung, Humanität oder Familiennachzug im Vordergrund.“

Die Sponeta GmbH bezeichnet er wiederum als einen „über die Jahre verlässlichen Arbeitgeber für Menschen mit Migrationshintergrund.“ Insbesondere die räumliche Nähe zur erwähnten Gemeinschaftsunterkunft in Obermehler sei dabei ein wichtiger Faktor, auch weil die Firma für viele Menschen mit Migrationshintergrund eine „Perspektive“ sei. Dennoch begreifen Martin Fiß und dessen Team sich nicht nur als eine staatliche Behörde. Viel mehr sehe man sich als ein „Partner, der Unternehmen beratend zur Seite stehe“, auch im Austausch mit der Industrie- und Handelskammer Erfurt.

Text: Paul-Philipp Braun

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