Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt und die FAV Service gGmbH unterstützen die regionalen Unternehmen bei der Gewinnung und Vorbereitung ausländischer Jugendlicher für eine Ausbildung in Thüringen.
Bereits über 250 Jugendliche vermittelt
Über die gemeinsame Initiative konnten in den vergangenen Jahren mit Hilfe von Kooperationspartnern in den Zielländern Mongolei und Ukraine Jugendliche für eine Ausbildung in Thüringen gewonnen und darauf vorbereitet werden. Seit mehr als einem Jahrzehnt besteht das Engagement mit dem Ziel, ausländische Jugendliche für eine Ausbildung in Thüringen zu gewinnen. „Über 250 Jugendlichen konnte seither eine Perspektive in Thüringen gegeben werden. Tendenz steigend: Bereits in den nächsten zwei Jahren rechnen wir mit weiteren rund 200 Jugendlichen, die bereits jetzt in ihren Heimatländern intensiv – vor allem sprachlich – auf die Ausbildung in Thüringen vorbereitet werden“, betont Heiko Schüler, Geschäftsführer der FAV-Service gGmbH die beeindruckende Erfolgsgeschichte des gemeinsamen Projektes. Vor Kurzem wurden die Aktivitäten auf die Länder Kirgisistan und Kasachstan ausgeweitet. Mit besten Chancen.
Gelebte Willkommenskultur
Die gezielte Anwerbung ausländischer Fachkräfte und Auszubildender ist das Schlüsselthema der kommenden Jahre. Bereits jetzt können nicht mehr alle freien Stellen durch inländische Arbeitskräfte besetzt werden. Allein im Bereich der IHK Erfurt ist rund jeder zehnte neu eingetragene Ausbildungsvertrag mit einem Jugendlichen aus dem Ausland besetzt. „Für eine gelungene nachhaltige Integration ist vor allem der erste Eindruck bedeutsam. Daher ist es im Sinne einer gelebten Willkommenskultur wichtig, auch junge Menschen fernab ihrer Heimat und Familien herzlich „Willkommen“ zu heißen – und auch nach ihrer Ankunft zu begleiten. Dies versuchen wir durch ein individuelles Betreuungs- und Mentorenprogramm sicherzustellen“, so Heiko Schüler weiter.
Zur Intensivierung der Beziehungen und noch besseren Orientierung der ausländischen Jugendlichen plant die FAV-Service gGmbH zusammen mit der mongolischen Regierung und der IHK Erfurt noch in diesem Jahr ein berufliches Orientierungsprogramm mit 30 Schulen, welches perspektivisch auf die gesamte Mongolei ausgedehnt werden soll. „Nur so bekommen die Jugendlichen frühzeitig einen Eindruck über die Berufe in Deutschland und vor allem ihre Chance fernab der Heimat.“ So der CEO Heiko Schüler.
Hierzu reiste im Frühjahr 2024 eine Unternehmerdelegation unter Leitung von IHK-Präsident Dieter Bauhaus und der FAV-Service gGmbH nach Zentralasien, um mit dortigen Regierungsvertretern als auch den deutschen Botschaften vor Ort den weiteren gemeinsamen Weg zur Fachkräfteanwerbung und -entwicklung zu ebnen. Der Vizepräsident der IHK Erfurt Ulrich Schlegel war ebenfalls Teilnehmer der Delegation. Seine Eindrücke äußerte er wie folgt:
Wir hatten in der Mongolei und in Kasachstan mehrere Informationsveranstaltungen und Schulbesuche. Was mich sehr begeistert hat, war das hohe Bildungsniveau, die Qualität der deutschen Sprachkenntnisse und vor allem die Disziplin und der Lerneifer. Man kann sich die beiden zuletzt genannten Prämissen vorstellen, wie wir es noch in unserer Schulzeit vor 35 Jahren war. Das sind Standards, die in unserem Schulsystem leider in weiten Teilen verloren gegangen sind. Ich kann nur alle Unternehmer ermuntern, sich diesem Projekt anzuschließen. Sie bekommen hoch motivierte, sehr gut gebildete Auszubildende mit dem Ehrgeiz die Ausbildung erfolgreich abzuschließen! Eine Frage der Jugendlichen dort, die ich oft beantworten musste, war, ob sie nach der Ausbildung eine Chance auf eine Festanstellung haben. Darüber muss man bei unserem Fachkräftebedarf nicht lange nachdenken.
– Ulrich Schlegel, Vizepräsident der IHK Erfurt
So gewinnen Sie junge Menschen aus der Mongolei/Kasachstan/Kirgisistan:
Ausbildende Unternehmen der IHK Erfurt können ihren Personalbedarf bei ihren Bildungsberatern oder direkt bei den Firmenausbildungsverbünden (FAV) anmelden. Es gibt keine Einschränkungen der Berufe, allerdings müssen die Bedingungen der Ausländerbehörden erfüllt werden.
Nach der Bedarfsmeldung erfolgt ein verbindlicher Beratungstermin im Unternehmen, in dem alle Voraussetzungen detailliert besprochen und festgelegt werden. Durch die Partner vor Ort wird für die gemeldeten Ausbildungsplätze geworben. Die Unternehmen erhalten aus der Mongolei, Kasachstan und Kirgisistan Bewerbungsunterlagen inklusive eines Videos, auf dessen Basis eine Vorauswahl stattfinden kann. Wenn sich das Unternehmen entschieden hat, wird ein virtuelles Treffen zwischen den Ausbildern und den Bewerbern organisiert.
Nach Vertragsabschluss bereiten die Partner die Jugendlichen intensiv auf Deutschland vor, da diese sofort nach Einreise in den Freistaat Thüringen mit der Ausbildung beginnen. Aufgrund des hohen sprachlichen Niveaus („B2“) besteht bereits in diesem Jahr die Möglichkeit, rund 80 Ausbildungsverhältnisse mit ausländischen Jugendlichen abzuschließen. Jetzt liegt es an den Betrieben, so schnell wie möglich ihre Bedarfe zu melden.
Bei Fragen rund um das Thema internationale Fachkräfte steht Ihnen der neue Service Internationale Fach- und Arbeitskräfte (SIFA) der IHK Erfurt jederzeit beratend zur Seite. Ob im persönlichen Gespräch oder in kostenfreien Online-Schulungen: Die Berater der IHK freuen sich, Ihnen weiterzuhelfen.
Die Unterstützung des Freistaats Thüringen
Ein Großteil der Aufwendungen für die sprachliche Vorbereitung der Jugendlichen wird durch den Freistaat Thüringen übernommen. Betriebe können hierzu einen Förderantrag stellen und bis zu 4.000 Euro zurückerstattet bekommen. Zum genauen Ablauf geben die Bildungsberater der IHK Erfurt sowie die FAV Service gGmbH gern und kurzfristig Auskunft.
Text: Heiko Schüler & IHK Erfurt