Strickchic aus Apolda zeigt Wege der Fachkräftesuche

©IHK/strickchic GmbH Apolda: Geschäftsführer Christoph Müller, strickchic GmbH Apolda
Geschäftsführer Christoph Müller, strickchic GmbH Apolda
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Der Fachkräftemangel wird für die regionale Wirtschaft zu einer immer größeren Belastung. Nicht selten müssen wegen Personalmangels Aufträge abgelehnt werden.
  • Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, geht auch die strickchic GmbH aus Apolda neue Wege.

Seit mehr als 120 Jahren steht Damenoberbekleidung aus dem Hause strickchic als Symbol für Qualität und Mode aus Deutschland. „Wir sind noch ein echter Traditionsbetrieb. Unsere Strickwaren werden nach wie vor ausschließlich in unserer eigenen Strickerei in Apolda hergestellt“, ist der Geschäftsführer, Christoph Müller, stolz und ergänzt: „Hervorragend ausgebildete und motivierte Fachkräfte garantieren unserem Unternehmen den Erfolg – und das schon seit so vielen Jahren.“

Die Branche im Wandel: Erst Billigprodukte aus Asien, dann der Onlinehandel

Doch auch die strickchic GmbH aus Apolda kämpft mit dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel. „Auch wenn das Unternehmen schon immer mit großen Herausforderungen kämpfen musste, ist unser größtes Problem Personal!“, gibt sich Müller betrübt. Neue Handelsrichtlinien und die zunehmende Globalisierung Anfang der 2000er haben die Branche hart getroffen: Billigprodukte aus China überfluteten den Markt, die Produktion in Deutschland lohnte kaum. „Für viele Betriebe war es das Aus. Wir sind daher stolz, noch immer zu den wenigen noch am Markt erfolgreichen Industrie-Strickereibetrieben in ganz Deutschland zu gehören. Doch auch wir mussten uns von Mitarbeitern trennen, die wir heute schmerzlich vermissen“, so Müller. Von den einst rund 70 Beschäftigen arbeiteten zeitweise nur noch 15 dort. Viele mussten sich neue Jobs suchen.

Die Stärke des Unternehmens liegt in der engen Verzahnung von Entwicklung, Strickerei und Konfektion am Produktionsstandort Apolda im Herzen Deutschlands.

– Geschäftsführer Christoph Müller, strickchic GmbH Apolda

Nach den Billigprodukten kam das Onlinegeschäft. Eine neue Herausforderung, der man sich in Apolda mit Bravour stellte: „Während wir früher einen Großteil an den Fachhandel verkauften, investieren wir in unseren Onlinehandel. Nur so konnten wir uns durch die Pandemiezeit der letzten knapp zwei Jahre retten.“ Heute kann man sich bequem von zu Hause im Online- Shop www.troyer-shop.de durch die Kollektion klicken. „Die Auftragslage stimmt. Unsere Kunden kaufen wieder mehr und mehr regional. Sie ziehen unsere Produkte den günstigen Massenartikeln vor, doch wir müssen wegen Personalmangels auch immer wieder Aufträge ablehnen“, konstatiert der zweite Geschäftsführer, Gerald Rosner.

Neue Wege der Fachkräftesuche: Mit Deutschlehrer Mitarbeiter besser integrieren

Fünf bis zehn Leute mehr wären nötig, um neue Aufträge anzunehmen und den Umsatz signifikant zu steigern – eben die, die man Anfang der 2000er entlassen musste. „Am liebsten würden wir sie zurückholen, doch viele sind bereits im Ruhestand und Bewerber auf offene Stellen gäbe es kaum. Einen Strickerlehrling gab es seit Jahren nicht. Der Beruf scheint nicht mehr ‚in‘ zu sein.“ Hinzu kommt, dass die Berufsschule in Altenburg weit weg ist und Fachbetriebe, in denen man später arbeiten kann, rar sind. Dafür aber gibt strickchic eine Übernahme-Garantie, versprechen die Geschäftsführer.

Um junge Menschen für eine Ausbildung im Unternehmen zu motivieren, beteiligt sich die strickchic GmbH auch im IHK-Projekt „Praxistage“. „Wir nutzen diese Möglichkeit, um Jugendliche kennen zu lernen und sie von unserem Betrieb und der Ausbildung zu überzeugen. Zudem suchen wir gezielt im Ausland“, ergänzt Rosner. So konnten wir Arbeiterinnen aus Syrien, Lettland, Mazedonien und Vietnam gewinnen. Die Firma hat extra einen Deutschlehrer engagiert, der einmal in der Woche die Frauen unterrichtet – von den Grundlagen bis zu den Fachbegriffen. Auch das Projekt der IHK Erfurt „Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte (FIF)“ ist ihm vertraut.

„Trotz aller Bemühungen sind noch immer viele Stühle leer, vor allem in der Konfektion. So werben wir auch weiterhin für unser Unternehmen, die Tradition und die Ausbildung bei uns“, schließt Müller seine Ausführungen und hofft auf Interessenten.  

Die Unternehmensgeschichte im Abriss:

  • 2007: Die strickchic GmbH entwickelt die weltweit erste aktiv beheizbare Unterwäsche. Die Schwesterfirma warmX GmbH wird gegründet. Patente und Markenrechte werden angemeldet.
  • 2014: Die Seemannsstroyermarken „Jan“, „Hein“ und „Fiete“ werden gekauft und damit wird das Seemannstroyergeschäft ausgeweitet.
  • 2015: Die beiden Hauptsäulen des Unternehmens sind die Troyer-Produktion sowie Produktion und Dienstleistungen bei der Kollektionsentwicklung für Modedesigner und Modeunternehmen. Außerdem gehören die Produktion der aktiv beheizbaren Unterwäsche „warmX“ und die Forschung und Entwicklung von „smart textiles“ zur Geschäftstätigkeit.
  • 2018: Unter dem Label „Blauer Peter“ startet auf www.troyer-shop.de der Direktvertrieb einer Kollektion von Seemanns-Troyern, -Jacken, -Mützen und -Schals an Endverbraucher.
  • 2021: Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen langfristigen Ladenschließungen wird der Direktvertrieb über das Internet zu einer wichtigen Säule in der Vertriebsstrategie des Unternehmens. Neue Flachstrickmaschinen werden gekauft.

Kontakt:

strickchic GmbH
Hauptsitz: strickchic GmbH
Herderstraße 2
99510 Apolda

Tel.: 03644 5047-0
www.strickchic.de

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IHK-Experten:
Markus Heyn

Markus Heyn

Tel: 03643-88540

E-Mail: markus.heyn@erfurt.ihk.de

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