Die Pulveris Oberflächen GmbH aus Hüpstedt beschichtet Metalle für Balkone und andere Anwendungsbereiche. Geschäftsführer Marcel Kaufhold ist EU-Befürworter, sieht aber auch die Herausforderungen.
Blaue Strände, alte Burgen, Sonne satt – Kroatien ist für viele Menschen eines der beliebtesten Urlaubsziele in Europa. Als Bestandteil des Schengen-Abkommens und der Euro-Zone ist das Land am Ostufer der Adria nicht nur verhältnismäßig nah gelegen, sondern auch unkompliziert zu bereisen. Marcel Kaufhold verbindet mit Kroatien allerdings weniger die Strände und Sehenswürdigkeiten, eher sind es gute Geschäftspartnerschaften, die für den Eichsfelder hier eine Rolle spielen.
Kratzfest, lebensmittelecht oder witterungsbeständig: Metallbeschichtungen auf Kundenwunsch
Vor sechs Jahren gründete Marcel Kaufhold aus seinem elterlichen Betrieb die Pulveris Oberflächen GmbH in Hüpstedt. Schon zuvor hatten Kaufholds Eltern sich im östlichen Eichsfeld mit Beschichtungen und Verarbeitung von Metallen auseinandergesetzt und einen Betrieb aufgebaut. Aus diesem wurde später die Pulveris Oberflächen GmbH. „Wir nutzen hier ein elektrostatisches Beschichtungsverfahren, um metallische Oberflächen zu beschichten. Damit können wir den Wünschen unserer Kunden entgegenkommen und die Metalle kratzfest, lebensmittelecht oder auch witterungsbeständig machen“, erklärt Marcel Kaufhold das Geschäftsmodell des 25-köpfigen Betriebes.
Insbesondere Balkon-Hersteller seien es, die gern auf die Beschichtungen aus dem Eichsfeld zurückgreifen. „Alle großen mitteldeutschen Balkon-Produzenten gehören zu unseren Kunden. Darüber hinaus kommen ab und zu auch noch Spezialaufträge, die wir dank unserer großen Spritzkabine gut bearbeiten können“, sagt Kaufhold. Metalle von bis zu zwölf Metern können bei der Pulveris Oberflächen GmbH behandelt und veredelt werden – eine Größe, die laut Kaufhold einzigartig in Mitteldeutschland ist. „Wir haben hier sogar schon einmal einen aus einem Stück hergestellten Pavillon witterungsbeständig gemacht“, berichtet Marcel Kaufhold und ist stolz auf die Leistung seines mittelständischen Unternehmens mit etwa drei Millionen Euro Umsatz pro Jahr.
Europäische Währungs- und Zollunion als Mehrwert für Thüringer Wirtschaft
Stolz ist Marcel Kaufhold aber auch auf das gute Miteinander über Grenzen hinweg. Insbesondere nach Kroatien hat das Eichsfelder Unternehmen gute Kontakte: „Ein nicht unerheblicher Teil des Rohmaterials für den Metallbau kommt vom Balkan. Hier ist es wichtig, gute Verbindungen zu haben und diese zu pflegen.“ Dass dies inzwischen ziemlich einfach ist, verdankt Marcel Kaufhold dem EU-Beitritt des Landes im Jahr 2013. Noch aus seiner Tätigkeit im elterlichen Betrieb weiß der heute 35-Jährige, wie schwer es zuvor war, die Lieferkette zwischen Hüpstedt und der Adria aufrecht zu erhalten. „Insbesondere der Zoll hatte uns damals hin und wieder Probleme bereitet. Wenn dann ein LKW an der EU-Außengrenze stand und irgendwelche Papiere fehlten, konnte es schon einmal sein, dass jemand von uns in den Süden fahren und das Problem lösen musste“, erinnert sich Kaufhold.
Qualität und Service statt Preisdruck und Dumping-Löhne
Er selbst sei absoluter EU-Befürworter erklärt der Unternehmer und erzählt, dass es insbesondere die Zoll- und Währungsunion sei, die für ihn und sein Team das grenzüberschreitende Arbeiten erleichtern würde. Dennoch blicke er mit einer gewissen Sorge auf die anstehenden Wahlen.
Wir sind in schwierigen Zeiten. Denn auch wenn das jetzt die Zeit ist, in der wir Unternehmer durch die Umstände wieder innovativer werden müssen, so belasten viele politische Themen auch uns.
– Marcel Kaufhold, Geschäftsführer Pulveris Oberflächen GmbH
Dennoch wundert sich Marcel Kaufhold über einige der kürzlich im IHK-Unternehmensbarometer veröffentlichten Zahlen rund um das Thema Europa. So teilt Kaufhold die Auffassung vieler Kollegen zum Rückgang der Attraktivität der EU als Unternehmensstandort nicht. „Ich denke, wir müssen einfach klarer herausarbeiten, was die EU so attraktiv macht: politische Stabilität, Qualität in den Arbeiten und ein Mehr an Service“, sagt Kaufhold und betont, dass es nicht allein Produktionspreise sein dürfen, die einen Standort-Mehrwert ausmachen.
„Die EU muss aber dringend an ihrer Glaubwürdigkeit arbeiten. Das bedeutet, dass auch Politikerinnen und Politiker sich mehr Zeit für die Bedürfnisse der Menschen und der Wirtschaft nehmen müssen – mir fehlt der direkte Kontakt zwischen Abgeordneten und den Leuten hier vor Ort“, sagt Marcel Kaufhold. Ein großes Thema sieht der Eichsfelder auch – und hier stimmt er mit einem Großteil der befragten Unternehmen überein – im übermäßigen Bedarf an Bürokratie und Berichtspflichten innerhalb der EU: „Da müssen wir insgesamt dringend ran, zugleich heißt das aber auch, die Digitalisierung endlich auf ein vernünftiges Level zu bringen.“
Text: Paul-Philipp Braun
Organisiert von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) fand zu Jahresbeginn 2024 eine bundesweite Online-Umfrage unter den IHK-Mitgliedsunternehmen zum Thema Europa statt. Zentral waren dabei die Fragen, wie die Unternehmen die gegenwärtige wirtschaftliche Situation beurteilen und wie sie die Zukunft ihres Unternehmens einschätzen. Deutlich wurde dabei, dass die meisten Unternehmer die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union als gefährdet sehen und sich diesbezüglich eine Veränderung wünschen.
Lesen Sie auch, was die DIHK zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Europas fordert: Hier klicken!