In den kommenden Jahren wird Klimaschutz zu einer Grundanforderung für alle Marktteilnehmer unabhängig von Größe und Branche werden. Die Erfüllung von Klimaschutzstandards wird also Voraussetzung dafür, um mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen am Markt erfolgreich zu sein. Die meisten Unternehmen werden schon deutlich früher als 2045 – dem Jahr, in dem Treibhausgasneutralität in Deutschland erreicht werden soll – klimaneutral arbeiten müssen.
Vielen Unternehmen fällt der Einstieg in einen systematischen betrieblichen Klimaschutz jedoch schwer und auch Unternehmen, die bereits Erfahrungen gesammelt haben, suchen nach Maßnahmen, um weiter voranzukommen. Hier setzt das neue „Unternehmensnetzwerk Klimaschutz“ der Industrie- und Handelskammern an. Jakob Flechtner, Projektleiter des Unternehmensnetzwerk Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH erklärt, welchen Mehrwert das neue Unternehmensnetzwerk den beteiligten Betrieben bietet.
Klimaschutz ist in aller Munde. Ist das nur ein vorübergehender Trend oder steckt mehr dahinter?
Jakob Flechtner: Um den weltweiten Temperaturanstieg und seine Auswirkungen wenigstens begrenzen zu können, führt an konsequentem Klimaschutz kein Weg vorbei. Die Politik hat festgelegt, dass Deutschland bis 2045 Treibhausgasneutralität erreichen soll. Effektiv werden die meisten Unternehmen aber schon deutlich früher weitestgehend frei von fossilen Energieträgern arbeiten müssen. Neben der Umstellung auf Erneuerbare Energien ist eine möglichst effiziente Nutzung von Energie entscheidend, um auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität nicht in eine Kostenfalle zu laufen.
CO2-neutrales Knäckebrot, grüner Paketversand – viele Großunternehmen bieten schon heute klimaneutrale Produkte an. Ist Klimaschutz also nur was für die „Großen“ oder müssen sich auch kleinere Unternehmen damit beschäftigen?
Jakob Flechtner: Bislang ist ambitionierter betrieblicher Klimaschutz ein Alleinstellungsmerkmal insbesondere im Endkundengeschäft, wo die „großen“ Marken dominieren. Perspektivisch wird Klimaschutz aber zu einer Grundanforderung für alle Marktteilnehmer unabhängig von Größe und Branche werden: Rechtlich zum Beispiel über die Verschärfung von Produkt- und Berichtsstandards. Vermutlich aber noch deutlich schneller im Markt über Klimaschutzanforderungen, die in der Lieferkette an den jeweiligen Zulieferer „heruntergereicht“ werden.
Die Erfüllung von Klimaschutzstandards wird immer wichtiger, um mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen am Markt erfolgreich zu sein. Jedes Unternehmen sollte sich daher fragen: Bin ich in einer auf Klimaschutz ausgerichteten Wirtschaft strategisch gut aufgestellt?
– Jakob Flechtner, Projektleiter Unternehmensnetzwerk Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH
Was bedeutet das für die Unternehmen?
Jakob Flechtner: Die Erfüllung von Klimaschutzstandards wird immer wichtiger, um mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen am Markt erfolgreich zu sein. Jedes Unternehmen sollte sich daher fragen: Bin ich mit meinen Produkten und Dienstleistungen in einer auf Klimaschutz ausgerichteten Wirtschaft strategisch gut aufgestellt? Wie kann ich die CO2-Emissionen im eigenen Betrieb und aus Vorleistungen und Logistik senken? Tatsächlich ist die Berücksichtigung von Klimaschutz in der Beschaffung – sprich Klimaschutzanforderungen für die eigene Lieferkette – bei den meisten Unternehmen der wirksamste Hebel, um den CO2-Fußabdruck der eigenen Produkte zu senken.
Klimaschutz ist also für alle Unternehmen ein wichtiges Thema. Wie unterstützt sie dabei das neue Unternehmensnetzwerk?
Jakob Flechtner: Vielen Firmen, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, fällt der Einstieg in den betrieblichen Klimaschutz schwer. Aber auch Unternehmen, die bereits erfahren im Klimaschutz sind, suchen nach Maßnahmen, um weiter voranzukommen. Hier setzt das neue „Unternehmensnetzwerk Klimaschutz“ an. Der gegenseitige Austausch und gute Beispiele helfen, schnell und so praktisch wie möglich, geeignete Klimaschutzmaßnahmen zu identifizieren. Unternehmen profitieren so von den Erfahrungswerten anderer. Das unterstützen wir über unsere digitale Informations- und Austauschplattform. Die Industrie- und Handelskammern vor Ort zeigen Handlungsfelder auf und bieten Fachveranstaltungen an. Mit Qualifizierungsangeboten wie den Energie-Scouts für Azubis wollen wir zusätzlich dazu beizutragen, das Klimaschutz-Knowhow in den Unternehmen zu stärken.
Wie können Unternehmen Mitglied im Unternehmensnetzwerk Klimaschutz werden und welche Kosten fallen an?
Jakob Flechtner: Unser Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Bereitschaft zum Klimaschutz in konkretes Handeln zu überführen. Die Mitgliedschaft steht allen Unternehmen offen, die einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, und ist kostenlos. Interessierte Unternehmen können sich auf unserer Webseite informieren und sich dort auch als Mitglied registrieren.
Unterstützungsangebote der IHK Erfurt
Auch die IHK Erfurt unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen beim betrieblichen Klimaschutz mit verschiedenen Beratungsangeboten und Fachveranstaltungen, Information zu regulatorischen Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten sowie Online-Tools. Seit diesem Jahr finden Unternehmen auf der Homepage der IHK Erfurt den Online Rechner ecocockpit. Dieses Werkzeug hilft unkompliziert und praxisnah eine eigene standardisierte Klimabilanz zu erstellen, eigenen CO2 Emissionen im Blick zu behalten und Anforderungen von Kunden sowie dem Gesetzgeber gerecht zu werden. Mit dem Nachhaltigkeitsabkommen (NAT) Thüringen steht Thüringer Unternehmen ein Netzwerk zur Seite, um das Thema nachhaltiges Wirtschaften als Ziel des eigenen Wirkens voranzubringen. Eine Teilnahme ist kostenfrei. „Die eigene Zukunft mitgestallten.“ – unter diesem Slogan werden seit 2014 in der IHK Erfurt Auszubildende zu Energie-Scouts qualifiziert. Dieses Angebot stärkt die Jugendlichen, fördert das Klimaschutz-Knowhow in den Unternehmen und ist ein Baustein zur Fachkräftesicherung in Thüringen.
Alle Informationen zum „Unternehmensnetzwerk Klimaschutz“ und zur Mitgliedschaft:
Kurz und knapp:
Das „Unternehmensnetzwerk Klimaschutz – Eine IHK-Plattform“ ist ein gemeinsames Vorhaben der IHKs. Ziel ist es, Unternehmen auf dem Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft zu unterstützen und sie damit fit für die Zukunft zu machen. Die Mitgliedschaft steht allen Unternehmen offen, die einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, und ist kostenlos. Das Netzwerk wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Interview: Petra Blum, DIHK