Biohof Scharf: Auch Vertrieb über das Internet kann ganz nah sein

©arifoto/Michael Reichel/Das Biohof-Team steht für Regionalität und Nachhaltigkeit
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Der Biohof Scharf in Ollendorf bei Weimar hat sich ein Konzept überlegt, seine Kunden mit Biokörben zu versorgen.
  • Trotz Verkauf über das Internet sind die Mitarbeiter des Biohofs nah an ihren Kunden und deren Bedürfnissen.
  • Lesen Sie, wie das Konzept funktioniert und was Sie darüber hinaus selbst auf dem Biohof erleben können.

Als der Opa mit seinen zwei Enkeln vom Hofladen in Richtung Auto schlendert, wirkt er ebenso zufrieden, wie die beiden Jungen es sind. Eines der Kinder hat eben noch auf den Hund gezeigt, der über den Hof streift und darauf achtet, dass hier alles seine Ordnung hat. Der Mann hat bekommen, was er wollte – vor allem Gemüse. „Bei uns gibt’s eigentlich fast alles“, hatte ihm die Frau im Hofladen noch zugerufen, als er schon fast wieder durch die Tür war. Er solle einfach seine Frau fragen, was er beim nächsten Mal noch alles von hier mitbringen solle. Für die Kundenbindung dieses kleinen Biohofs, der in Ollendorf und damit zwischen Erfurt und Weimar liegt, ist dieser Hofladen ziemlich wichtig. Auch wenn er für den Umsatz, den der Hof macht, eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Warum Internet statt Wochenmarkt?

Denn das, was der Biohof Scharf erzeuge, sagt Geschäftsführerin Denise Scharf, vertreibe man vor allem über das Internet, also im Direktvertrieb an die Kunden. Tomaten, Kohl, Bohnen – insgesamt etwa 60 Gemüsekulturen bilden den Schwerpunkt der Produkte, die über sogenannte Biokörbe verkauft werden. Wenn es nötig sei, kaufe sie aber auch von anderen Erzeugern aus der Region oder bisweilen auch aus dem Großhandel Waren ein, um sie den Kunden dann mit anbieten zu können. Prinzip „Fast alles“ also. Aber warum läuft der Verkauf über das Internet? Vielleicht muss man zuerst fragen: Warum nicht über Wochenmärkte, die für Biohöfe wie diesen hier doch eigentlich prädestiniert sind…

Denise Scharf sagt, sie habe schlicht und ergreifend nicht das nötige Personal, um ihre Waren auf Märkten anzubieten. „Wir haben einfach keine Kapazitäten dafür.“ Noch nie hätten sie oder ihre Mitarbeiter deshalb auf einem Markt gestanden und darauf gewartet, dass Kunden bei ihnen am Stand vorbeischauen. Das, sagt Scharf, habe auch noch einen anderen, ressourcenschonenden Vorteil. Ressourcenschonend im ökologischen und ökonomischen Sinn. „Auf den Markt nehme ich zwei Kisten von etwas mit und schaue dann, ob es weg geht“, sagt Scharf. Beim Direktvertrieb im Internet sieht das anders aus: „Wir verpacken nur, was die Kunden auch wirklich bestellt haben.“

Die Kundschaft ist vielfältig

Über das Internet jedenfalls hat sich Denise Scharf in den vergangenen Jahren einen Kundenstamm erschlossen, der ähnlich vielfältig ist wie der vieler Markthändler. Familien seien darunter, bei denen die Eltern großen Wert darauf legten, dass die Kinder frisches und regionales Essen auf dem Teller haben. Singles, die sich viele Gedanken um Lebensmittelverschwendung und Klimaschutz machen. „Und natürlich auch ältere Menschen, die ihre Einkäufe einfach nicht mehr schleppen wollen“, erklärt Scharf. Ihnen allen sei gemein, „dass das Menschen sind, die verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umgehen“ und die deshalb bereit seien, für 500 Gramm Tomaten ein paar Cent mehr zu bezahlen als in einem Supermarkt. Zu ihnen allen liefern Scharf und ihre Mitarbeiter die Waren nach Hause. Etwa 250 bis 300 Kunden werden von den Mitarbeitern des Biohof Scharf pro Woche angefahren.

Kundenbetreuung, Hoffest und Gartenführung

Dass der Biohof Scharf so sehr auf das Internet als Vertriebsweg setzt, bedeutet aber nicht, dass die Geschäftsbeziehungen hier irgendwie anonym wären. Ganz im Gegenteil. Scharf und ihre Mitarbeiter treten nahezu jeden Tag den Beweis dafür an, dass der Vertrieb über das Netz nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit Anonymität. Zum einen, sagt Scharf, bekomme jeder, der erstmalig einen Biokorb bestelle nach der ersten Lieferung einen Anruf. „Wir fragen, was wir beim nächsten Mal verbessern können“, sagt sie.

Zum anderen schaffe ihr kleines Unternehmen eben über den Hofladen, aber auch über Hoffeste und Gartenführungen eine ganz persönliche Nähe zu ihren Kunden, die dann über das Internet quasi fortgeführt werde.

Man kann sich bei uns alles angucken, was man dann über das Internet bestellen kann. Das ist alles total transparent.

– Denise Scharf, Inhaberin des Biohof Scharf in Ollendorf

Um die Zukunft des Direktvertriebs über das Internets ist Scharf für Erzeuger wie sie vor dem Hintergrund all dessen überhaupt nicht bange. Neben einer engen Bindung an den Kunden sei es wichtig, dass sich zum Beispiel Dauerbestellung einfach einrichten und ändern ließen, dass die Bilder der Produkte gut und aktuell seien, dass zu möglichst vielen Produkten gleich Rezeptideen mitgeliefert würden. Dann laufe das Geschäft. Ebensowenig wie sie Angst davor hat, dass das Internet demnächst von Angeboten wie ihrem überschwemmt werden könnte. „Thüringen jedenfalls hat da definitiv noch Platz“, sagt Scharf.

Autor: Sebastian Haak

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