Digitale Zukunft: Carvetec auf dem Weg zu moderner Automation

©Paul-Philipp Braun/Das Unternehmen Carvetec aus Erfurt stellt Möbel und andere Produkte aus Holz her. Dazu nutzt es besonders digitale und automatisierte Anwendungen.
Unternehmen Carvetec aus Erfurt
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?

  • Erfahren Sie, wie ein Unternehmen durch den Einsatz von Automatisierung und Digitalisierung Effizienz steigern kann, ohne Arbeitsplätze zu gefährden.
  • Lernen Sie die Strategien von Carvetec kennen, die traditionelle Handwerkskunst mit modernster Technologie erfolgreich kombinieren.
  • Entdecken Sie innovative Ansätze, wie kleine und mittelständische Unternehmen durch digitale Transformation wettbewerbsfähig bleiben können.

Das Unternehmen Carvetec aus Erfurt verbindet traditionelle Holzverarbeitung mit moderner Automatisierung. Geschäftsführer Jürgen Henschel setzt auf Robotertechnologie und innovative Online-Strategien, um Effizienz und Kundenservice zu verbessern.

Maschinen nutzen, um Arbeiten zu leisten, die langweilig, eintönig oder auch gefährlich sind. Ungefähr so lässt sich der Ansatz vieler Automatisierungen und Digitalisierungen verstehen. Im Handwerk wird das Thema Digitalisierung oft noch eher stiefmütterlich behandelt, die Industrie setzt hingegen schon seit Jahrzehnten auf automatisierte und durch Maschinen bestimmte Abläufe. Das Erfurter Unternehmen Carvetec sieht sich hingegen als ein „Hybridunternehmen“, das die handwerkliche Fertigung und die professionelle Anwendung von Automatisierungstechnik für seine Produkte miteinander verbindet. „Wir setzen ganz bewusst darauf, uns bei der Arbeit von Robotern unterstützen zu lassen“, sagt Geschäftsführer Jürgen Henschel.

Die treibende Kraft hinter der Automatisierung bei Carvetec

Dabei scheint es vor allem an Henschels Persönlichkeit zu liegen, dass in dem Holzbauunternehmen inzwischen von der Produktion bis zum Verkauf Maschinen eingesetzt werden. „Zusammen mit meinen Geschwistern habe ich eher zufällig das Thema übernommen. Wir suchten vor etwa 13 Jahren eine Möglichkeit, um mit unserem Vater arbeiten zu können, der war Forstingenieur“, erzählt Henschel und berichtet, dass er selbst eigentlich studierter Maschinenbauer sei.

Mit dem Werkstoff Holz hatte der Geschäftsführer bis zur Gründung der Carvetec eher wenig zu tun. Das Engagement für das neue Familienunternehmen habe ihn aber genau dort hingebracht. Und inzwischen schätze er Holz, aber auch Kunststoffe und Metalle, mit denen Carvetec arbeitet. Die Ansätze des Maschinenbauers wollte und konnte Henschel trotzdem nicht aufgeben. So steht in seinem Büro eine scheinbare Kiste aus Plexiglas, darin etwas, das aussieht wie ein Roboter. Hier schreibe er Programme für richtige Roboter und entwickle neue Verfahren zur Bearbeitung von Holz.

Effizienzsteigerung durch innovative Robotereinsätze

Eine Etage tiefer, in der rund 1.000 Quadratmeter großen Produktionshalle im Erfurter Norden, steht ein echter Roboter. Mit seinem orangefarbenen Arm könnte er auch in einer industriellen Großproduktion zu finden sein. Und genau dort kommt die Maschine her, berichtet Jürgen Henschel. Er habe sie von einem Großhändler gekauft, der eigentlich schon in den Ruhestand geschickte Produktionsroboter aus der Automobilbranche übernommen und weiterveräußert habe. Nach einigen Probeversuchen und viel Zeit brachte Henschel dem Roboter das feine Fräsen und Abschleifen bei. Mehrere Aufsätze, einzeln mehr als 1.000 Euro wert, stehen nun neben dem Roboter. Dieser ist durch Sicherheitsglas und eine Einhausung geschützt. Wenn er arbeitet, dann fliegen die Späne, denn der Kuka-Roboter ist schnell und genau. „Mit ihm konnten wir auch unsere Effizienz um einiges steigern“, freut sich Jürgen Henschel und betont, dass er trotz oder gerade wegen der Maschine keine Personaleinsparung wolle.

Geschäftsführer Jürgen Henschel

Alle haben hier ihre Aufgabe und der kommen sie nach, der Mensch und der Roboter. Allerdings können wir mit den Maschinen das Loch des Fachkräftemangels füllen, das ist sehr viel wert.

– Jürgen Henschel, Geschäftsführer von Carvetec

Online-Strategien und digitale Innovationen im Wechselspiel

Doch auch wenn der orangefarbene Arm des Automators schon sehr beeindruckend scheint: Digitalisierung und Innovation gehen bei der Carvetec noch viel weiter – und das seit dem Beginn des Unternehmens. „Wir haben 2011 mit einem Onlineshop für Gartenmöbel angefangen. Dabei konnten sich die Kunden alles schon damals in 3D ansehen“, erzählt Jürgen Henschel nicht ohne Stolz. Vor 13 Jahren sah das Internet noch anders aus, selbst Onlineshop-Riesen steckten damals noch in den Kinderschuhen und da stach das kleine Erfurter Unternehmen eben heraus. Inzwischen haben Henschel und sein Team das E-Commerce-Angebot des Unternehmens ausgebaut, arbeiten an einer stetigen Suchmaschinenoptimierung ihrer Onlineshops und lassen sich dafür immer wieder beraten. Perspektivisch sollen die Onlineverkäufe auch eine Echtzeit-Angabe zum Produktionsstand der einzelnen Kundenbestellungen anbieten. „Daran arbeiten wir gerade und nutzen dafür auch Fördermöglichkeiten wie den Digitalbonus“, erklärt Jürgen Henschel.

Visionen für ein automatisiertes Handwerkszentrum

Dennoch sind seine Pläne größer als nur den Onlineverkauf des eigenen Shops zu verbessern. Henschel träumt von einem „Automatisierungszentrum des Handwerks“, das bei ihm entsteht und das auch anderen kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit gibt, mittels digitaler Innovation die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Erfahrungen aus dem Maschinenbau nutzt man bei Carvetec dabei schon jetzt. „Wir werden immer mehr Bereiche automatisieren können und damit unsere Abläufe effizienter gestalten. Dafür wollen wir auch unseren aktuellen Bestand und unsere Materialien in ein digitales Warenwirtschaftssystem einpflegen, die Schnittstellen zu Amazon, Ebay und unseren eigenen Verkaufsplattformen sind dafür elementar“, sagt Henschel, der trotz schwieriger Holz- und Produktionskosten motiviert in eine Zukunft schaut, in der digitale Anwendungen die Arbeit und deren Organisation leichter machen können.

Text: Paul-Philipp Braun

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Steffen Zöller

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