Die Andreas-Gordon-Schule (AGS) Erfurt ist mit circa 2.050 Schülern an zwei Schulstandorten im Zentrum der Landeshauptstadt Erfurt eine der großen Berufsbildenden Schulen Thüringens. Als Kompetenzzentrum für Aus- und Weiterbildung in Technik- und Dienstleistungsberufen bietet sie als Schulformen die Berufsfachschule, das Berufliche Gymnasium, die Fachoberschule und die Berufsschule an. Dabei spielt Innovation und Digitalisierung im Bereich der Lehrinhalte eine große Rolle. Schulleiter Karsten Pohlemann erklärt den digitalen Ansatz der Schule.
Ist Digitalisierung das Leitbild der Andreas-Gordon-Schule?
Pohlemann: Ja, im Leitbild der Andreas-Gordon-Schule ist das zu lesen. Da heißt es: „Die modernen Technologien stehen bei der Umsetzung der Lehrplaninhalte in allen Bildungsgängen im Mittelpunkt“. Die duale Ausbildung in den Berufen der Informationstechnik bedingt natürlich eine intensive Digitalisierung und somit diese inhaltlichen Schwerpunkte im fachtheoretischen Unterricht. Doch mit dem stetig steigenden Digitalisierungsgrad spielt dieses Thema auch in sämtlichen anderen Berufen eine enorme Rolle.
Die Andreas-Gordon-Schule ist bekannt für die Integration von 3D-Technologien in der Ausbildung. Wie ist das entstanden?
Pohlemann: Bereits ab dem Jahr 2016 wurden 3D-Technologien in der AGS in den Fokus genommen. Gemeinsam mit einem Konsortium, in dem neben den Vertretern der Schule auch Unternehmensvertreter von Burghold & Frech, der Fabstone GmbH und Neugärtner und Partner GmbH vertreten waren, wurde im Jahr 2017 das „3D Innovation Center“ feierlich eingeweiht. Das Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern der Andreas-Gordon-Schule einen Einblick in modernste Produktionsverfahren mit 3D Druckern zu vermitteln. Dies wurde auch schon mehrfach von Klassen der allgemeinbildenden Partnerschulen genutzt. Auch Arbeitsgemeinschaften sind in diesem Kontext entstanden.
Einem Aufruf des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft zur Förderung von modellhaften Projekten in den Bereichen „Digitale Innovation“ und „Digitale Plattform“ folgend, entstand das Projekt „Trydo“. Damit sollte eine digitale Plattform entwickelt werden, die das Thema „3D-Druck“ unterschiedlichen Zielgruppen zugänglich macht. Inzwischen hat sich der 3D-Druck an der Andreas-Gordon-Schule fest in unterschiedlichen Lernfeldern etabliert. Mit einer großzügigen Spende von 30 3D-Druckern durch das Unternehmen Comprise an den Schulförderverein wurde nochmals eine neue Dimension in diesem Bereich eröffnet. In beiden Schulteilen der Andreas-Gordon-Schule kann das Thema 3D-Druck jetzt sehr intensiv in die Lernprozesse eingebunden werden.
Wissenswert: Internationale Zusammenarbeit im Zeichen der Digitalisierung
Als akkreditierte Einrichtung für Erasmus plus Projekte pflegt die Andreas-Gordon-Schule zahlreiche Auslandskontakte. Auch hier nimmt das Thema Digitalisierung eine besondere Stellung ein. So entstehen in dem jährlichen Austauschprogramm zwischen der Stredná odborná škola informačných technológií aus Banská Bystrica (Slowakei) und der Andreas-Gordon-Schule sehr innovative Projekte.
Im Rahmen von Erasmus plus liefen mit der Partnerschule in der Slowakei bereits mehrere Projekte, bei denen Prototypen zur Simulation verschiedener innovativer Ideen entstanden sind.
– Kristin Rammelt, Stellv. Abteilungsleiterin IT-Berufe an der Andreas-Gordon-Schule Erfurt
Erfolgreiche Prototypen sind unter anderem Solartechnologien mit sich automatisch ausrichtenden Solarpanels, eine smarte Gewächshaussteuerung sowie Zutrittskontrollen mit Authentifizierung per Gesichtserkennung und RFID (Radio Frequency Identification). Beim Erarbeiten von Prototypen steht das Planen, Konstruieren, Bauen, Löten und Programmieren an der Tagesordnung der Schüler.
Gibt es weitere technische Innovationen, die im Unterricht angewandt werden?
Pohlemann: Ja, inzwischen wurde das Portfolio der Andreas-Gordon-Schule noch um weitere Bestandteile der Digitalisierung im Unterricht erweitert. Dazu zählt die Nutzung von VR-Brillen und die Anschaffung von semiprofessionellen Drohnen, womit sich cyber-physische Systeme greifbar veranschaulichen lassen. Im Wahlpflichtunterricht kann sogar der Drohnenführerschein erlangt werden. Mit diesen Anwendungen werden neue kognitive Anforderungen an die Auszubildenden gestellt. Das macht sie aber auch fit für die Herausforderungen der Zukunft. Natürlich sind hierbei auch immer ethische und rechtliche Grundlagen zu vermitteln. Datenschutz, Datensicherheit, Urheberrecht und das Recht am eigenen Bild sind dabei selbstverständlich Lehrinhalte.
Wo spielt Digitalisierung außerdem eine Rolle in der Andreas-Gordon-Schule?
Pohlemann: Neben der seit vielen Jahren etablierten digitalen Schulverwaltung wurden auch das digitale Klassenbuch und das digitale Notenbuch unlängst in den Schulverwaltungsprozess integriert. Nach einer erfolgreichen Pilotphase wurden diese Systeme schulweit eingeführt. Das ist signifikant für das Bestreben der AGS, die Digitalisierung innovativ in allen Bereichen einzubinden. Als Anerkennung dafür, darf die Andreas-Gordon-Schule Erfurt seit 2019 das bundesweite Signet „Digitale Schule“ tragen. Das schulische Medienkonzept und die umfassende Ausstattung mit digitaler Medientechnik waren für die Jury eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Vergabe dieses Titels.
Die IHK Erfurt unterstützt die Digitalisierung von Wirtschaft, Verwaltung und Bildung
Die digitale Transformation in der Ausbildung spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit digitalen Medien. Deswegen spricht sich die IHK Erfurt für die digitalisierte Vermittlung von Inhalten sowie für den Ausbau digitaler Infrastruktur in beruflichen Schulen aus.
Welche weiteren Zielstellungen die IHK Erfurt im Bereich Digitalisierung verfolgt, erfahren Sie hier: