Wann ist die Energiekrise eine Chance?

©arifoto.com/Michael Reichel/TMP Fenster + Türen GmbH, Bad Langensalza/Fensterquerschnitt eines hochisolierten Fensters von TMP.
Tobias Kern, Geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher von TMP, zeigt einen hochwertigen Fensterquerschnitt. Der Spezialist für Fenster, Türen und Zubehör produziert mit mehr als 380 Mitarbeitern an drei Standorten in Deutschland und einem Standort in Litauen hochwertige Fenster, Türen und Wintergärten aus Kunststoff und Aluminium.
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Die Auftragsbücher bei der TMP Fenster + Türen GmbH aus Bad Langensalza sind – trotz oder gerade wegen der Energiekrise – voll.
  • Die hochisolierten Fenster und Türen leisten einen wichtigen Beitrag bei der Wärmedämmung. Denn die Einsparung von Wärmeenergie ist der „schlafende Riese der Energiewende“.
  • Geschäftsführer Tobias Kern erzählt von den Zukunftsaussichten der Branche, den Umrüstungsprojekten und seinem Wunsch nach besseren politischen Rahmenbedingungen.

Überall in Deutschland ächzen neben Privathaushalten auch Unternehmen unter den hohen Energiepreisen. Für manche Branchen, ja sogar für die Energiewende insgesamt bietet die Energiekrise aber auch große Chancen – wenn eine wichtige Bedingung erfüllt wird.

Hohe Auftragslage vor Kriegsbeginn bei TMP

Obwohl die Energiepreise und damit zum Beispiel auch die Kosten für Glas in den vergangenen Monaten massiv gestiegen sind, sind die Auftragsbücher bei TMP noch immer voll. Das liegt vor allem an der Vergangenheit.

„Wir profitieren derzeit noch von der Hochkonjunktur vor dem Krieg“, sagt Tobias Kern, der das in Bad Langensalza ansässige Unternehmen TMP Fenster + Türen GmbH als geschäftsführender Gesellschafter leitet. In den Jahren und Monaten, als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zwar wahrscheinlich, aber noch nicht sicher war, habe es in Deutschland eine derart hohe Nachfrage nach Fenstern und Türen gegeben, dass das Unternehmen auf Monate und Monate hinweg ausgebucht gewesen sei. So viele Bauherren in Deutschland wollten Fenster und Türen von TMP haben, dass die etwa 380 Mitarbeiter des Unternehmens noch immer dabei sind, die Bestellungen abzuarbeiten, die vor dem 24. Februar 2022 dort eingegangen sind; jenem Tag, an dem Russland seinen Überfall auf die Ukraine unmaskiert entfesselt hat und den Bundeskanzler Olaf Scholz inzwischen zum Tag einer „Zeitenwende“ ausgerufen hat.

Und für die Zukunft, für die Jahre also, die vor Kern und seinen Beschäftigten liegen? Da hat TMP weiterhin sehr gute Chancen, dass die Auftragsbücher voll bleiben werden.

Nicht, obwohl die Energiepreise in den vergangenen Monaten massiv gestiegen sind. Sondern, weil die Energiepreise in den vergangenen Monaten massiv gestiegen sind. Diese Prognose allerdings, sagt Kern, stehe unter einer Bedingung.

Die Energiekrise als Chance für Unternehmen – wie geht das?

Allein schon diese Feststellung freilich zeigt, dass die Sache mit der Energiekrise in Deutschland eine ziemlich komplexe Sache ist. Komplexer jedenfalls als es die verkürzende Darstellung ist, diese Krise sei pures Gift für die deutsche Wirtschaft. Denn wenngleich unbestritten bleibt, dass neben so ziemlich allen Privathaushalten in der Republik auch so ziemlich alle Unternehmen des Landes unter den massiv gestiegenen Kosten vor allem für Strom, Gas und Diesel leiden, so wohnt dieser Krise für zahlreiche – wenn auch nicht alle – Unternehmen und ganze Branchen auch eine große Chance inne. Was sich zu einer großen Chance für die Energiewende insgesamt summiert. Immer vorausgesetzt, die Unternehmen schaffen es, irgendwie mit ihren eigenen, steigenden Energiekosten umzugehen.

„Die Automobilzulieferer in Thüringen werden leider die großen Verlierer dieser Krise sein“, sagt der Energiefachmann der IHK Erfurt, Karsten Kurth. So hart dieses Urteil klingen mag, so wenig überraschend kann es doch sein, weil selbst in den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg schon klar war, dass diese Branche massiv unter Druck steht, da immer mehr Elektroautos zugelassen werden, die aus weniger Bauteilen bestehen als Autos mit Verbrennungsmotoren.

Zu denen, die das Potenzial haben, an der Energiekrise zu wachsen und damit die Energiewende aktiv zu gestalten, zählt Kurth all jene, die die Grundlagen dafür bereitstellen, dass in Thüringen und Deutschland überhaupt Produkte produziert werden können. „Die Anlagenbauer werden die großen Profiteure dieser Krise sein“, sagt er. Immerhin würden im produzierenden Gewerbe in den nächsten Monaten und Jahren unzählige Maschinen durch neue, effizientere Maschinen ersetzt werden müssen.

Einsparung von Wärmeenergie ein schlafender Riese der Energiewende

Außerdem, sagt Kurth, gebe es auch gute Geschäftsaussichten für alle Unternehmen, die mit bei der Sanierung von Gebäuden Geld verdienten. „Auch die werden zukünftig viel mehr zu tun haben. Das ist eine absolute Zukunftsbranche.“

Die Logik hinter dieser dritten Aussage Kurths ist einfach: Während in den vergangenen Jahren insbesondere die Einsparung von Strom und die Stromerzeugung durch regenerative Energiequellen im Fokus der öffentlichen Debatte stand, ist Energiefachleuten längst klar, dass die Einsparung von Wärmeenergie ein schlafender Riese der Energiewende ist.

Immerhin muss Energie, die – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht zum Fenster hinaus geht, gar nicht erzeugt werden, um zum Beispiel Räume zu heizen. Was die hochisolierenden Fenster und Türen von TMP für die Energiewende wiederum so unglaublich wichtig macht und dem Unternehmen sehr gute Zukunftsaussichten beschert.

TMP steht vor Neufokussierung vom Neubau- auf das Sanierungsgeschäft

Einerseits nämlich macht TMP nach Angaben von Kern bislang etwa die Hälfte seines Geschäfts im Zusammenhang mit dem Neubau von Einfamilienhäusern; was ein Geschäftsfeld ist, in dem sich die Zukunftsaussichten zuletzt eingetrübt haben. Die steigenden Bauzinsen und die – durch die Energiekrise zusätzlich getriebenen – steigenden Baupreise haben den Traum vom Einfamilienhaus für viele Bauherren zerstört. Allerspätestens im dritten Quartal 2023 rechnet Kern damit, dass die sinkende Baufreude der Deutschen sich auch auf die entsprechenden Auftragseingänge bei TMP niederschlagen wird.

Andererseits aber ist man bei TMP darauf vorbereitet, Fenster statt für den Neubau von Immobilien vor allem für die Sanierung von Bestandsgebäuden zu liefern. „Spätestens 2024 werden wir dazu eine starke Nachfrage haben“, sagt Kern.

Tobias Kern, Geschäftsführer TMP Fenster und Türen GmbH.

Wir wollen und wir können beim Thema Sanierung eine große Rolle spielen.

– Tobias Kern, Geschäftsführer TMP Fenster + Türen GmbH Bad Langensalza

TMP auch bei Nutzung effizienterer Maschinen ein Vorreiter

Nicht zuletzt wegen dieser Zukunftsaussichten hat sich das Unternehmen nach Angaben seines Leiters des Qualitätsmanagements, Sebastian Koch, dazu entschlossen, in seiner Fertigung auf neue, effizientere Maschinen zu setzen und in den Bereichen, in denen diese Maschinen stehen, auch noch auf energiesparende LED-Beleuchtung zu setzen. „Gerade die LED-Umrüstung macht sich superschnell bezahlt“, sagt Koch.

Ganz von selbst allerdings wird die Neufokussierung vom Neubau- auf das Sanierungsgeschäft auch für TMP nicht kommen. Die Energiewende zu gestalten, davon ist, wie viele andere Unternehmenslenker, auch Kern überzeugt, ist ein Prozess, der einer politischen Steuerung bedarf. Gerade in Zeiten der Energiekrise. Dabei, sagt Kern, gehe es um viel mehr als darum, staatliche Fördergelder für Sanierungsprogramme zur Verfügung zu stellen. Obwohl auch das ganz wichtig sei.

Die politischen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Sonst wird das nichts.

– Tobias Kern, Geschäftsführer TMP Fenster + Türen GmbH Bad Langensalza

Alles in allem, sagt Kern, müsse es wirklich politisch gewollt sein, schon vor vielen Jahren oder Jahrzehnte gebaute Gebäude energetisch zu sanieren, statt neue Immobilien aus dem Boden zu heben. Genau dieses Bekenntnis vermisse allerdings nicht nur er bislang, weshalb auch die Großkunden, für die TMP bisher viele seiner Fenster und Türen produziert – also zum Beispiel große Wohnungsunternehmen oder Projektentwickler –, noch immer eher abwarteten und zögerten, wenn es um die Sanierung von Bestandsimmobilien gehe. Nur private Bauherren würden seit Kurzem bei TMP vermehrt einzelne Fenster zur Sanierung ihrer Häuser bestellen.

Insbesondere, sagt Kern, fehle ihm die politische Weitsicht hinter den Abrissen so vieler, schon bestehender Wohngebäude. Immerhin sei doch längst klar, dass es in Deutschland zu wenige Wohnungen gebe und dass Deutschland, um seinen Fachkräftebedarf zu decken, ein Einwanderungsland werden müsse, was wiederum eine hohe Nachfrage nach Wohnungen bedeute. Wie, fragt er sich, könne man heute noch Wohnungen abreißen, statt sie zu sanieren? „Und dann wundern sich so viele, dass Wohnraum fehlt… Da sind wir wieder bei den politischen Rahmenbedingungen“, sagt er.

Kontakt:
TMP Fenster + Türen GmbH
Homburger Weg 14A
99947 Bad Langensalza

Tel.: 03603-86040
Online: https://www.tmp-online.de/

Autor: Sebastian Haak

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Marcel Übensee

Marcel Übensee

Tel: 0361-3484127

E-Mail: uebensee@erfurt.ihk.de

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