Pandemie und Krisen rütteln an den globalen Lieferketten. Alternativen für die Beschaffung in Europa sind schwer zu finden. Eine Option ist der Westbalkan.
Für den deutschen Mittelstand ist die Region ein Beschaffungsmarkt vor der Haustür. Innerhalb von nur 24 Stunden sind die sechs Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien auf dem Landweg erreichbar. In Kombination mit wettbewerbsfähigen Lohnkosten macht das die Region zur attraktiven Alternative zu Fernost.
Die meisten Waren zwischen der EU und dem Westbalkan können dank Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen zollfrei gehandelt werden. Auch der Handel innerhalb der sechs Staaten ist aufgrund des Central European Free Trade Agreements (CEFTA) größtenteils zollfrei.
Der Außenhandel blüht seit Jahren auf. Der bilaterale Handel zwischen Deutschland und den sechs Westbalkanstaaten wächst dynamisch: Zwischen 2015 und 2021 legte er nominal um fast 75 Prozent auf rund 14 Milliarden Euro zu. Die Coronapandemie sorgte in 2020 nur für eine kurze Zäsur. Das Vorkrisenniveau ist bereits deutlich übertroffen.
Deutsche Investitionen auf dem Vormarsch
Zudem investieren immer mehr ausländische Unternehmen direkt in der Region. Alleine in Serbien haben sich die jährlichen Zuflüsse deutscher Direktinvestitionen seit 2014 verzehnfacht. Deutsche Unternehmen investieren vor allem im Automobilzulieferbereich. Continental, ZF, Brose oder Bosch sind bereits vor Ort und investieren weiter, mittlerweile auch mit Schwerpunkt in den Bereichen Forschung und Entwicklung.
Gerade in den Bereichen Automotive, Metallverarbeitung, Holz und Möbel, Bekleidung, Landwirtschaft und IT bieten sich Möglichkeiten zum Sourcing. Ausländische Kunden beginnen die Geschäftsbeziehungen meist mit Aufträgen in Lohnfertigung. Sie konzentrieren arbeitsintensive Schritte auf dem Westbalkan. So profitieren die Auftraggeber von günstigen Lohnkosten. Im weiteren Verlauf investieren sie dann in die Qualifizierung des Zulieferers oder die Modernisierung des Maschinenparks.
Die Möglichkeiten in der Beschaffung bilden die gesamte Palette ab: Von hochwertigen Designermöbeln und Mode über Gussprodukte aus Metall bis hin zu tiefgefrorenen Himbeeren. Größter Vorteil der Region ist die Möglichkeit, flexibel, hochqualitativ und auch in geringen Stückzahlen produzieren zu können.
Politische Instabilität ist größtes Risiko
Die politische Lage in der Region ist weiterhin komplex. Vor allem in Bosnien und Herzegowina. Dort droht einer der Landesteile, die Republik Srpska, mit Abspaltung. Der Dauerkonflikt zwischen Serbien und Kosovo ist ebenfalls nicht gelöst. Und in Montenegro und Nordmazedonien sind erst zu Jahresbeginn die Regierungen zurückgetreten oder wurden abgewählt.
Dennoch ist das Interesse der politischen Akteure an Investitionen, steigenden Exporten und Beihilfen der EU sehr hoch – und daher genießen diese Priorität. Selbst kleine und mittlere Unternehmen werden massiv unterstützt. In Serbien bemüht sich Präsident Aleksandar Vučić vor allem um deutsche Investoren und lässt es sich nicht nehmen, regelmäßig bei Standorteröffnungen das rote Band zu durchschneiden.
Autor: Martin Gaber/Germany Trade & Invest
Länderwirtschaftstag Westbalkan am 29. November 2022
Weitere Informationen zu Beschaffungschancen auf dem Westbalkan erhalten Sie am 29. November 2022 beim Länderwirtschaftstag Westbalkan in der IHK Erfurt. Mehr Informationen und Anmeldung: www.thueringen-international.de/laenderwirtschaftstag-westbalkan/
Programm
13:30 Uhr: Registrierung & Mittagsimbiss
Marktplatz mit den Ländervertretern
14:00 Uhr: Begrüßung
Mark Bremer, Teamleiter International IHK Erfurt
14:10 Uhr: Eröffnungspanel Westbalkan – Perspektiven für Thüringer Unternehmen
Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik
und Wirtschaft
14:40 Uhr: Pitches der Vertreter aus den Ländern
des Westbalkans
15:30 Uhr: Ausblick
Dr. Stefan Blechschmidt, Teamleiter
Thüringen International, LEG Thüringen
15:35 Uhr: Networking auf dem Marktplatz mit den
Ländervertretern
16:30 Uhr: Ende der Veranstaltung
Der Veranstaltungsflyer zum Länderwirtschaftstag Westbalkan:
Interessiert an einer Wirtschaftsbeziehung?
Die Einkaufsinitiative Westbalkan bietet interessierten Unternehmen die Möglichkeit, Lieferanten aus dem Westbalkan in B2B-Treffen kennenzulernen. Hier entlang: www.ixpos.de/markterschliessung
Weitere Informationen über die interessantesten Lieferbranchen sowie zur Markterschließung inklusive Kontaktanschriften bietet auch die GTAI-Publikation „Im Fokus: Sourcingchancen auf dem Westbalkan“.
Hier entlang: www.gtai.de.