Wachsfiguren aus den Werkstätten von Madame Tussauds
Doch nicht nur die Namensfrage wird im Weimar-Haus interaktiv gelöst. Das gesamte Konzept besteht aus einer Sound- und Light-Show, gepaart mit Wachsfiguren, die im Hause Madame Tussauds in London entstanden. Detlef Lange erinnert sich:
Der Gründer des Weimar-Haus, Turpin Rosenthal, kannte das Konzept interaktiver Museen aus seiner Zeit im Vereinigten Königreich. Als er in den 1990ern nach Thüringen kam, fehlte ihm eine solche Einrichtung. Also baute er sie selbst auf.
– Detlef Lange, Geschäftsführer im Museum Weimar-Haus
Als gelernter Elektriker war er damals mit ins Team gekommen, hatte zunächst hausmeisterliche Tätigkeiten übernommen und Thüringens erstes und bis heute einziges vollkommen auf Sound- und Light-Show gestütztes Museum technisch mit aufgebaut. Als Rosenthal das Weimar-Haus aus wirtschaftlichen Gründen verkaufen musste, übernahmen Lange und zwei Mitstreiterinnen die Idee und mit ihr das Museum. Sie gründeten eine GmbH, kauften das bestehende Objekt und nutzten die vorhandenen Ressourcen. „Das war 2008“, erinnert der Geschäftsführer sich. Seitdem habe sich das ungewöhnliche Vorhaben in der Weimarer Innenstadt immer weiterentwickelt, wurde bekannter und gefragter und konnte sich immer besser selbst tragen.
„Und dann kam Corona“, sagt Lange, während sich sein Gesicht in Sorgenfalten legt. Bis heute hätten die etwa zweieinhalb Jahre der steten Ungewissheit, ihre Spuren hinterlassen und das Weimar-Haus vor wirtschaftliche Schwierigkeiten gestellt. Konnten zuvor noch bis zu 2.000 Menschen pro Tag durch das Museum gehen, wurden es mit und auch nach der Epidemie weniger.
Carl Zeiss-Playmobilfigur als Highlight im Shop
„Inzwischen haben wir hier echt große Herausforderungen“, sagt Detlef Lange und verweist darauf, dass er nicht nur ein Museum leite, sondern auch Unternehmer sei. In den vergangenen Jahren sei der Ausbau des Shop-Segments im Weimar-Haus immer wichtiger geworden. Inzwischen sind es neben Souvenirs auch kleine Geschenke, die hier gekauft werden können. „Wir sind trotzdem in einem recht günstigen Segment unterwegs. Dem Geldbeutel der Touristen angemessen.“ Besonders stolz ist Lange auf ein einzigartiges Angebot in seinem Sortiment: den Jenaer Optiker Carl Zeiss als Playmobil-Figur. „Wir sind die einzigen, die diese Sonderfigur in Weimar vertreiben dürfen“, freut Lange sich. Dass es diese auch online gibt und sein Weimar-Shop der einzige Anbieter ist, ist für Detlef Lange eine Auszeichnung seiner Arbeit.
Ausgezeichneter Lieblingsarbeitgeber im Thüringer Tourismus
Eine ganz andere Auszeichnung hat das Weimar-Haus wiederum im November 2024 bekommen. Das Tourismus Netzwerk zeichnete die Neue Geschichtserlebnis GmbH in der Kategorie Lieblingsarbeitgeber mit dem Thüringer Tourismuspreis aus. Damit verbunden war ein Preisgeld von immerhin 5.000 Euro.
Gewürdigt laut Fachjury für die folgende Leistung:
Qualität und Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber, die sich ausdrücken in einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur und/oder einer besonderen Strategie zur Gewinnung von Beschäftigten.
Damit sticht das Weimar-Haus einmal mehr aus dem Angebot der Kulturstadt Weimar heraus und steht unter anderem mit dem Grand Green Ressort in Oberhof im Thüringer Wald oder der Stiftung Leuchtenburg in Ostthüringen auf einer Stufe. Die Philosophie, die für Detlef Lange und seine Geschäftsführer-Kollegin Annette Veit mit der Auszeichnung verbunden ist, scheint offensichtlich: Sie wollen auf einer Stufe mit ihrem Team stehen. „Wir verdienen selbst nur wenig mehr, zugleich sind wir aber immer ansprechbar und versuchen, dass es allen bei uns gut geht, den Gästen und den Mitarbeitern“, erklärt Detlef Lange.
Grundlagen für die Weimarer Kulturgeschichte
„Nun müssten nur die Besucher wieder zahlreicher kommen“, sagt Lange. Doch er sei ein Optimist und ist sich sicher, mit seinem Angebot eine gute Ergänzung zum Weimarer Kulturangebot zu haben. „Bei uns werden die Grundlagen gelegt. Wer verstehen möchte, wieso Goethe, Schiller, Herder und Wieland nach Weimar gekommen sind und was Napoleon hier machte, der kann erst einmal herkommen, bevor man dann in die Tiefe geht.“
Text und Bilder: Paul-Philipp Braun