Die Emma’s Tag und Nacht Markt aus Erfurt hat sich für den „Zukunftspreis von IHK Erfurt und HWK Erfurt“ 2022 beworben und wurde in einem ersten Auswahlverfahren von einer Expertenjury für die Endrunde nominiert. Der jährlich vergebene Zukunftspreis würdigt herausragende unternehmerische Leistungen. Unternehmer, die innovative und kreative Geschäftsmodelle entwickeln und umsetzen, sind für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet und leisten einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung und Zukunftsfähigkeit in der Region.
Emma’s Tag und Nacht Markt nominiert für den Zukunftspreis 2022
Eigentlich sei es ja ein gutes Zeichen, wenn Kunden anriefen und auf leere Plätze im Regal aufmerksam machten, sagt Peter John schmunzelnd. „Immerhin beweist dies, dass die Menschen im Ort den Laden annehmen und hier einkaufen.“ John sorgt als Geschäftsführer mit seinem Erfurter Unternehmen „Emma’s Tag und Nacht Markt“ für die Rückkehr der Läden in den ländlichen Raum. Denn vor allem kleine Gemeinde in Thüringen müssen schon seit Jahren ohne Einkaufsmöglichkeiten auskommen. Insgesamt acht Gründer haben die Firma geschaffen und im Jahr 2020 in Altengottern den ersten Markt als Referenzobjekt eröffnet, berichtet Peter John.
Wir verzichten bewusst auf Verkaufspersonal, um die Kosten zu senken und so sicherzustellen, dass sich die Märkte finanziell tragen.
– Peter John, Geschäftsführer der Emmas Tag & Nacht Markt GmbH, Erfurt
Stationärer Einzelhandel für´s Land
Alle Kunden sind registriert und erhalten eine Kundenkarte. Mit dieser und einem PIN-Code öffnet man die Tür zum Markt. Kamerasysteme im Gebäude erfassen alle Stellplätze in den Regalen und Kühlschränken und registrieren, welche Produkte entnommen werden. Auch das Zurückstellen, wenn man es sich anders überlegt hat, wird erfasst. Am Ende des Einkaufs werden die erworbenen Erzeugnisse an der Kasse eingescannt und per Karte bezahlt. Jede Stunde findet elektronisch eine Inventur statt, bei der das System auch erkennt, falls man ein Produkt an einem anderen Platz abgestellt hat. Die Menschen würden in der Regel begeistert reagieren, dass es in ihrem Ort wieder eine Einkaufsgelegenheit gibt, berichtet John von den Erfahrungen der ersten Jahre. Vielfach bekomme er zu hören, dass das „unser Markt“ sei. An einem schneereichen Wintertag hätten die Bewohner von Großengottern sogar dafür gesorgt, dass der Weg zum Markt freigelegt wurde. „Wir haben einen Winterdienst hingeschickt, der uns anrief und sagte, dass es dort nichts mehr zu tun gibt“, so John.
Inzwischen gibt es sieben solcher Projekte im Freistaat – unter anderem auch in Emleben, Großvargula oder Grabe. Bei der Auswahl der Standorte für die Märkte konzentriert man sich laut John auf Gemeinden mit 500 bis 2.500 Einwohnern, in denen es im Umkreis von 3,5 Kilometern keine Einkaufsmöglichkeit gibt. An Bewerbungen mangele es nicht, allerdings wolle die Investition von bislang immerhin fast einer halben Million Euro pro Markt gut überlegt sein.
Aufgrund der gestiegenen Baupreise und Materialkosten müsse man jetzt sogar schon mit 600.000 Euro rechnen. Hinzu kommen auch für Peter John und seine Mitstreiter mittlerweile die allseits bekannten Lieferschwierigkeiten. „Wir warten auf neue Kassensysteme, auf benötigte Kühlvitrinen und vieles mehr“, schildert John die angespannte Lage in der Wirtschaft. Das Konzept der Firma hat sich bewährt und längst auch herumgesprochen. Erste Anfragen aus den alten Bundesländern seien eingegangen. John berichtet von Plänen in einem Ort bei Regensburg. In der Schweiz sind bereits fünf neue 24 Stunden Märkte geplant. Und auch in den USA signalisierten erste Orte ihr Interesse an dem Projekt.
Autor: Bernd Jentsch/ Thüringer Allgemeine (TA)
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