Kenntnisse zu „Chinesen & China – dem Megatrend unserer Zeit“ gewinnen

Thomas Brandt ist Referent, Asienfachmann und mehrfacher Bestsellerautor zu China und Asien. Er berät seit 28 Jahren Unternehmen in Asien, 26 Jahre davon im Management der AHKs in Indonesien und Malaysia. Er war langjähriger Repräsentant des Landes Thüringen in Malaysia. Nun gibt er in der IHK Erfurt ein Seminar zum Thema China und erklärt, warum er einen gefährlichen weltweiten Propagandakrieg zwischen der neuen Supermacht China und den USA sieht und wie er sich für Frieden, internationalen Austausch und Brückenbau einsetzt. Denn Thomas Brandt ist entschieden gegen „China-Bashing“ sowie gegen ein „US-Bully and Western Allies-Bashing“ in Asien.

Täglich sprechen wir über China und nehmen das Land heute sehr kritisch wahr, woran liegt das?

Thomas Brandt: China war noch nie so präsent in den öffentlichen Medien wie heute, allerdings für die falschen Gründe. Dass Unternehmen und Institutionen ihr bedeutendes China-Engagement heute mit schlechtem Gewissen rechtfertigen müssen, ist zu bedauern. Noch nie lag das öffentliche – bei uns negativ gewordene – Chinabild von den Vorstellungen der Privatwirtschaft so weit entfernt.

Eine überraschende Entwicklung, denn eigentlich hätte sich Chinas Außenbild positiv entwickeln sollen. Helmut Schmidt besuchte China 1974 als erster deutscher Bundeskanzler – 2022 feierten wir dann 50 Jahre Aufnahme diplomatischer Beziehungen, einer Partnerschaft mit einer nie erlebten Dynamik im Austausch: in der Wirtschaft, Kultur, Forschung und Wissenschaft. Zudem ist China seit 2016 der wichtigste Handelspartner Deutschlands, und auch Amerikas, Japans, der EU und ASEANs (Verband Südostasiatischer Nationen) – insgesamt von 124 Ländern. Es brachte Dekaden globaler Prosperität und Wohlstand und ermöglichte im eigenen Land mehreren Hundert Millionen Chinesen den Weg aus der Armut.

Es gilt zu fragen, wer dafür verantwortlich ist, dass Chinas Außenbild sich bei all den positiven globalen Beiträgen in den letzten zwei, drei Jahren so negativ entwickelt hat? Dass sich die Wahrnehmung Chinas bei uns in der Öffentlichkeit sehr negativ entwickelt hat, liegt insbesondere an geopolitisch inszenierten Narrativen, die von populistisch orientierten Medien und ideologisch geprägten Politikern in der Öffentlichkeit verbreitet werden.

Sie halten China weiterhin für ein wichtiges Thema, einen Megatrend?

Thomas Brandt: Ganz richtig, es geht darum, die politisch und wirtschaftlich relevanten Megatrends unserer Zeit zu kennen und zu berücksichtigen. Seit der Jahrtausendwende sind wir im asiatischen Jahrhundert und trotz Covid-Erfahrung, Engpässen in Lieferketten und geopolitischer Propaganda bleibt China einer der wichtigsten globalen Megatrends. Das müssen Unternehmen, Verbände, Ministerien, Universitäten und Forscher, aber auch Journalisten und Politiker erkennen und entsprechend berücksichtigen. Vor allem dürfen sie sich dabei nicht durch geopolitisch inszenierte Narrative auf die falsche Spur bringen lassen.

China ist maßgeblich, maßgeblicher sind allerdings „Die Chinesen“; ein Trend, den man kennen sollte – Smarte richten sich darauf ein!

Thomas Brandt, Referent des Seminars „Chinesen & China – Megatrend unserer Zeit“

Warum ist Ihr Seminar „Chinesen & China…“ betitelt?

Thomas Brandt: Neben China gibt es einen noch gewaltigeren, sehr bedeutenden globalen Megatrend: die Chinesen! Werfen wir den Blick nicht nur auf die Mainland-Chinesen, sondern auch über die weltweiten Überseechinesen, zum Beispiel in Südostasien, eröffnet sich ein wichtiger Aspekt globaler Realität. Zählen wir zu den 1,42 Milliarden Mainland-Chinesen circa 70 Millionen in China geborene in „Übersee“ lebende Auslandschinesen und außerhalb Chinas Geborene ethnisch chinesischer Abstammung hinzu, sprechen wir nicht mehr über ein Fünftel, sondern über fast ein Viertel der Menschheit. Die gebündelte Wirtschaftsmacht der Überseechinesen übertrifft jene, vieler führenden Volkswirtschaften der Erde, ja ganzer Kontinente. Entsprechend liegt ein viel größerer globaler Anteil am Bruttoinlandsprodukt in ethnisch chinesischen Händen. Weder Zukunftsforscher, Ministerien, Verbände, noch Sinologen sprechen über diesen globalen Megatrend, der einer der wichtigsten Entwicklungen unserer Zeit ist.