Abwärtstrend vorerst gestoppt – Wirtschaftliche Lage weiter angespannt

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Konjunkturklimaindex des IHK-Bezirkes Erfurt-IHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2023
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Der massive konjunkturelle Einbruch vom Herbst 2022 ist gestoppt. Der Konjunktur-Klimaindex bewegt sich nach dem historischen Tiefpunkt wieder in eine positive Richtung.
  • Dennoch kämpfen die Unternehmen weiterhin mit hohen Preisen für Energie und Vorprodukte, mit gestörten Lieferketten sowie mit einem Mangel an geeignetem Personal.
  • Lesen Sie mehr über die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Erfurt.

Die gute Nachricht vorweg: Der massive konjunkturelle Einbruch vom Herbst 2022 ist gestoppt. In die Chefetagen kehrt etwas Hoffnung zurück. Zwar kämpfen die Unternehmen weiterhin mit außerordentlich hohen Preisen für Energie und Vorprodukte, mit gestörten Lieferketten sowie mit einem Mangel an geeignetem Personal – die schlimmsten Befürchtungen, die im Herbst Ängste vor einer massiven Rezession geschürt hatten, haben sich bisher jedoch nicht bewahrheitet.

Wichtige Belastungsfaktoren, wie die Gefahr einer Gasmangellage, hohe Energie- und Rohstoffpreise oder Materialengpässe, haben sich zuletzt etwas entspannt. Zudem werden von staatlicher Seite finanzielle Mittel bereitgestellt, um die Auswirkungen der Energiepreiskrise abzumildern.

Konjunktur-Klimaindex erholt sich

Der Konjunktur-Klimaindex, der die aktuelle Situation sowie die Erwartungen und Pläne für die nächsten Monate beschreibt, bewegt sich nach dem historischen Tiefpunkt im Herbst 2022 nun wieder in eine positive Richtung. Er steigt um 22 Punkte und erreicht jetzt 90 von 200 möglichen Punkten. Allerdings liegt er weiter deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 106 Punkten.

Entwarnung kann also noch nicht gegeben werden. Die geopolitische Lage hat sich keineswegs verbessert. Ein Ende der russischen Invasion in der Ukraine ist derzeit nicht absehbar. Damit bleiben die globalen Produktions- und Zuliefernetzwerke unvermindert anfällig für Störungen. Des Weiteren geht der Energiepreisschock trotz der vielfältigen fiskalpolitischen Maßnahmen am privaten Konsum nicht spurlos vorbei. Die Kaufkraft der privaten Haushalte wird durch die anhaltend hohe Inflation geschmälert und dämpft die Konsumneigung.

Wirtschaft von konjunktureller Erholung momentan noch weit entfernt

Branchenübergreifend wird die gegenwärtige Geschäftslage im Vergleich zur vorhergehenden Umfrage – also vom Herbst 2022 – sogar etwas besser eingeschätzt. 34 Prozent der Befragten bewerten ihre momentane Situation mit gut, 41 Prozent äußern sich zumindest noch befriedigend. 25 Prozent votieren mit „schlecht“.

Von einer spürbaren konjunkturellen Erholung ist die Wirtschaft momentan aber noch weit entfernt. Nach wie vor rechnet mehr als ein Drittel der Befragten (39 Prozent) mit einer ungünstigeren Entwicklung. Der Anteil derer, die einen besseren Geschäftsverlauf erwarten liegt nur bei 14 Prozent.

Der Blick auf die kommenden Monate ist also weiterhin von Skepsis geprägt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand und spiegeln sich in der Einschätzung der Konjunkturrisiken wider. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmer (88 Prozent) sehen weiterhin in den hohen Energiepreisen den größten Risikofaktor. Auch wenn zuletzt die Preise für Rohöl und Erdgas seit ihren Rekordständen vom Sommer 2022 nachgegeben haben, werden sie in absehbarer Zeit auf einem hohen Niveau und anfällig für abrupte und starke Schwankungen bleiben. Die Gefahr einer ernsthaften Gasmangellage in diesem Winterhalbjahr hat sich zwar vermindert. Die Gasspeicher sind relativ gut gefüllt und bei den Substitutionsmöglichkeiten für russisches Gas wurden Fortschritte durch den schnellen Bau von LNG-Terminals erzielt. Viel hängt nun erst einmal von den Temperaturen und dem Verbrauchsverhalten ab, ob und inwieweit Versorgungsprobleme mit Energie eintreten werden.

Konjunkturklimaindex des IHK-Bezirkes Erfurt-IHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2023:

Konjunkturklimaindex des IHK-Bezirkes Erfurt-IHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2023

Fachkräftemangel weiterhin Risiko für unternehmerisches Wachstum

Neben den Energiepreisen spielt weiterhin der Fachkräftemangel und eng damit verbunden die Höhe der Arbeitskosten in der Risikoeinschätzung eine wichtige Rolle. Der demografisch bedingte Fachkräftemangel prägt die Personalpolitik in den Firmen und koppelt die Arbeitsmarktentwicklung von den konjunkturellen Schwankungen ein Stückweit ab. So will die überwiegende Mehrzahl der Unternehmer (73 Prozent) den vorhandenen Mitarbeiterbestand beibehalten, 12 Prozent möchten sogar neues Personal einstellen. Stellenkürzungen, die von 15 Prozent der Befragten in Erwägung gezogen werden müssen, sind also nicht zwingend konjunkturell bedingt, sondern auch auf den Mangel an geeigneten Mitarbeitern zurückzuführen.

Wo sehen Sie die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung Ihres Unternehmens in den kommenden 12 Monaten?  (Mehrfachnennungen möglich):

Wo sehen Sie die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung Ihres Unternehmens in den kommenden 12 Monaten? (Mehrfachnennungen möglich)

Investitionen in Energieeffizienz und -einsparmaßnahmen gewinnen an Relevanz

Das Investitionsklima hat sich im Vergleich zur vorhergehenden Umfrage leicht aufgehellt. Jeder Fünfte (21 Prozent) will sein Budget in den kommenden Monaten aufstocken. Im Herbst 2022 waren es lediglich 14 Prozent. 44 Prozent planen weniger oder keine Investitionen zu tätigen. Die momentanen Rahmenbedingungen bleiben für weitreichende finanzielle Entscheidungen sehr unsicher. 71 Prozent der Befragten geben als Hauptmotiv die Deckung des Ersatzbedarfs an. Eine immer größere Rolle spielen Investitionen in Energieeffizienz und -einsparmaßnahmen. Erweiterungsinvestitionen wollen nur 14 Prozent vornehmen. Zu Jahresbeginn 2022 wollten noch 21 Prozent ihre Kapazitäten erweitern.

Fazit:

Der Abwärtstrend ist vorerst gestoppt. Die Zuversicht kehrt langsam zurück, aber die konjunkturelle Entwicklung steht weiterhin auf sehr wackeligem Grund.

Nach wie vor problematisch ist, dass keine wirkliche Strategie erkennbar ist, wie Atomstrom und russisches Pipelinegas dauerhaft ersetzt werden können. Flüssiggas ist auf dem Weltmarkt sehr teuer, Kohle gilt als besonders klimaschädlich, und der angestrebte Ausbau erneuerbarer Energien kommt nur schleppend voran.

Es muss alles dafür getan werden, dass Unternehmen wieder Vertrauen fassen und in die Zukunft investieren. Dazu sollten nun die richtigen Themen beherzt angepackt werden, beispielsweise gezielte Maßnahmen in der Steuerpolitik oder ein Abbau von bürokratischen Vorschriften.

Zur Konjunkturumfrage:

Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurde zwischen dem 15. Dezember 2022 und dem 19. Januar 2023 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 42 Prozent.

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IHK-Experten:
Jana Pfalzgraf

Jana Pfalzgraf

Tel: 0361-3484217

E-Mail: pfalzgraf@erfurt.ihk.de

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