Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt unterstützt sowohl Menschen, die ihr Unternehmen verkaufen wollen, als auch Menschen, die gerne ein Unternehmen erwerben möchten. Dafür gibt es zwei Kernangebote: ein Netzwerk und einen Club.
Ein Netzwerk für die Unternehmensnachfolge
Wer überlegt, ein Unternehmen zu kaufen oder zu verkaufen, für den kann die Industrie- und Handelskammer Erfurt in jedem Fall ein erster Ansprechpartner sein. Über das sogenannte Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge bündelt sie nach Angaben der IHK-Beraterin Mandy Zirk nicht nur verschiedene eigene Unterstützungsleistungen – sondern kann potenzielle Käufer oder Verkäufer auch mit Experten außerhalb des eigenen Hauses in Kontakt bringen. „Das können zum Beispiel Anwälte sein, das können Steuerberater sein“, sagt Zirk. Oder auch Banken. In diesem Kammernetzwerk sind Vertreter aller Thüringer Wirtschaftskammern, aus allen Regionen vertreten. Gefördert wird dieser Zusammenschluss vom Thüringer Wirtschaftsministerium sowie vom Europäischen Sozialfonds.
Bei der IHK Erfurt selbst kümmern sich Berater wie Zirk zu allererst um eine sogenannte Orientierungsberatung.
Wir sind zunächst dafür da, Unternehmen und deren Eigentümer dafür zu sensibilisieren, dass sie sich rechtzeitig um eine Nachfolge kümmern müssen.
– Mandy Zirk, Projekt Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge der IHK Erfurt
Die Suche nach einem Nachfolger und ein erfolgreicher Übergang seien in aller Regel eine Sache von Jahren, nicht Monaten. Zielgruppe solcher Beratungen sind nach Angaben Zirks in erster Linie Inhaber oder Eigentümer im Alter von 55plus, die die Kammer dann auch durch den Nachfolgeprozess begleiten kann. Die Nachfrage nach solchen Beratungen sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sagt Zirk. Zuletzt seien etwa 200 derartige Gespräche pro Jahr alleine bei der IHK Erfurt geführt worden.
Der Preis ist immer ein wichtiges Thema
Bei einer Orientierungsberatung gehe es aus der Perspektive der Verkäufer zunächst darum, dass sich die IHK-Mitarbeiter und die derzeitigen Unternehmenschefs gemeinsam einen Überblick darüber verschaffen, wie eine bestimmte Firma aufgestellt ist. Das beginne bei der Mitarbeiterstruktur und Fragen dazu, wie das Firmengelände aussieht, und ende noch längst nicht bei Fragen zur Digitalisierung oder dem Kundenstamm. All diese Informationen, sagt Zirk, seien auch wichtig, um sich der Frage zu nähern, die im Verkaufsprozess nach ihren Erfahrungen eine ganz zentrale und auch kritische ist: die Frage nach dem Kaufpreis. „Weil ein Steuerberater eine Unternehmensbewertung gemacht hat, muss das am Ende nicht der Kaufpreis sein“, sagt Zirk. „Am Ende entscheiden Angebot und Nachfrage.“
Aber auch für potenzielle Unternehmenskäufer kann so eine Orientierungsberatung ein Gewinn sein – zum Beispiel dann, wenn sie sich dadurch klarer darüber werden, in welcher Branche sie gerne ein Unternehmen kaufen würden. Was banal und beinahe schon logisch klingt, ist nach den Erfahrungen Zirks längst nicht immer der Fall. Es gebe immer wieder Fälle, sagt sie, in denen die Absolventen von betriebswirtschaftlichen Studiengängen sagten, es sei ihnen eigentlich egal, ob sie in Zukunft als Firmenchefs Produkt A oder Produkt B oder Produkt C verkaufen würden. Längst nicht immer aber ist diese Einstellung die Grundlage für eine gute Nachfolgeentscheidung. Wer keine fachliche Expertise innerhalb einer bestimmten Branche habe, brauche in der Regel zumindest noch einen technisch sachverständigen Partner.
Auch ein Club ist ein Netzwerk
Speziell für potenzielle Unternehmenskäufer hat die IHK zudem noch einen „Nachfolgeclub“ gegründet. Seit etwa eineinhalb Jahren sind in diesem Club Menschen zusammengeschlossen, die sich vorstellen können, eine Firma zu erwerben. Aktuell hat er nach Angaben der Kammer etwa 70 Mitglieder.
Für die Mitglieder dieses Clubs organisiert die IHK mehrmals im Jahr Informationsveranstaltungen, die sich mit so ziemlich allen Themenfeldern befassen können, die rund um das Thema Unternehmensnachfolge wichtig sind. Zuletzt, sagt Zirk, sei es einen ganzen Abend beispielsweise um die steuerlichen Aspekte eines Unternehmensübergangs gegangen. „Ein anderes Mal sind wir mal den kompletten Nachfolgeprozess von Anfang bis Ende durchgegangen.“
Freilich entsteht auf diese Weise aus dem Club auch ein Netzwerk – unter denen, die suchen, unter denen die beraten, mit Kontakten zu denen, die ihr unternehmerisches Lebenswerk gerne in gute Hände übergeben wollen. Für den Wirtschaftsstandort Thüringen wird auch ein solches Netzwerk kaum von Nachteil sein.
Text: Sebastian Haak
Ihre Ansprechpartner in der IHK Erfurt:
Mandy Zirk: 0361 3484-141 / zirk@erfurt.ihk.de
Knut König: 0361 3484-142 / knut-koenig@erfurt.ihk.de
Mehr Infos zum Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge:
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