Das allgemeine Ansehen von Unternehmerinnen und Unternehmern ist immer wieder Gegenstand von öffentlichen Diskussionen und rangiert gemeinhin in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Bewertungen und Sichtweisen. Um ein fundiertes Stimmungsbild zu erhalten hat die IHK Erfurt eine repräsentative Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend und führen auch zu Forderungen an die Politik. Online befragt wurden 442 Personen über 18 Jahre im Bezirk der IHK Erfurt.
Hohes Ansehen des Unternehmertums
Aus den Ergebnissen entfaltet sich ein überaus positives Bild. Die Affinität, selbst ein Unternehmen zu gründen, ist überraschend hoch. Über 80 Prozent der Befragten haben ein positives Bild von Menschen, die ein eigenes Unternehmen haben. Belegt wird dieses Ergebnis durch mehrheitlich und überwiegend positive Wortassoziationen, die mit Unternehmensinhabern in Verbindung gebracht werden.
Dazu zählen Eigenschaften wie: Eigenständigkeit (64 Prozent) und Respekt (51 Prozent). Negativ bewertete Eigenschaften, wie zum Beispiel Habgier (5 Prozent), Ausbeutung oder Überheblichkeit (jeweils 7 Prozent) assoziiert nur ein sehr geringer Teil der Befragten mit Unternehmensinhabern. Überaus erfreulich ist zudem, dass positive Eigenschaften deutlich öfter mit Unternehmern in Verbindung gebracht werden als negative.
Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber
Die Befragung attestiert auch eine hohe Zufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber. 83 Prozent der Befragten gaben an, zufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitgeber zu sein. Nur 15 Prozent der Befragten sind unzufrieden.
Die Ergebnisse dieser Befragung bringen ein mehrheitlich positives Ansehen des Unternehmertums in der Bevölkerung zum Ausdruck. Dieses erfreuliche Bild aus der Gesellschaft gibt uns Rückenwind und motiviert für eine weiterhin starke Interessenvertretung.
– Colette Boos-John, IHK-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der Bauer Bauunternehmen GmbH, Walschleben
Gehalt bestimmt Arbeitgeberattraktivität
Arbeitgeberattraktivität ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen. In der Befragung wurden verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität platziert. An der Spitze der geeigneten Maßnahmen stehen höhere Gehälter für die Mitarbeiter. Auf den folgenden Plätzen rangieren dicht beieinander eine moderne Unternehmenskultur, bessere bzw. mehr Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen der Unternehmen sowie die Bereitstellung von Benefits für die Mitarbeiter.
Erfreulich hohes Gründungspotenzial
Gefragt wurde auch nach der Gründungsaffinität. 36 Prozent der Befragten können sich grundsätzlich vorstellen, selbst ein Unternehmen zu gründen. Zwar ist dieses Ergebnis kein eindeutiger Beleg für eine hohe Gründungsbereitschaft, deutet aber auf ein grundsätzlich hohes Gründungspotenzial hin. Als häufigste Hindernisse für eine Unternehmensgründung wurden finanzielle Unsicherheit (55 Prozent), Risiko (52 Prozent) und Bürokratie (33 Prozent) genannt. Insbesondere beim Bürokratieabbau sieht die IHK Erfurt noch viel Potenzial, um nicht nur bereits am Markt tätige Unternehmen zu entlasten, sondern auch Gründungen zu forcieren.
Gründungen sind für den Fortbestand des Unternehmertums von existenzieller Bedeutung. Insbesondere bei den Themen Bürokratie und Finanzierung kann die Politik tätig werden und mehr Anreize für eine Unternehmensgründung schaffen.
– Martin Deutschmann, Mitglied der IHK-Vollversammlung und Geschäftsführer der HKL Ingenieure GmbH, Erfurt
Nachholbedarf bei Wirtschaftswissen
Eine knappe Mehrheit der Befragten (52 Prozent) schätzt den eigenen Wissensstand bei wirtschaftlichen Zusammenhängen als hoch, 41 Prozent als eher gering ein. Hieraus ergibt sich Handlungsbedarf. Die Wissensvermittlung von wirtschaftlichen Zusammenhängen und Notwendigkeiten im Bildungsbereich sollte früher und tiefgehender erfolgen. „Die Wissensvermittlung über wirtschaftliche Zusammenhänge muss früher einsetzen und intensiver erfolgen. Lehrpläne für Schüler und Lehrinhalte für angehende Pädagogen sollten hieraufhin überprüft werden. Auch die öffentlichen Medien können dazu einen Beitrag leisten, indem wirtschaftlichen Themen mehr Raum gegeben wird“, appelliert IHK-Vizepräsidentin Boos-John an Politik und Medien.
Alle Umfrageergebnisse in der Übersicht: