Mobile Antriebe mit Wasserstoff – Thüringen „zwischen Logistik und Industrie“

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Wasserstoff-Mobilität
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Deutschland und Europa wollen bis Mitte des Jahrhunderts treibhausgasneutral sein.
  • Vertreter aus Wissenschaft, Unternehmen und Politik sehen in Wasserstoff mittlerweile den Schlüssel zum Erreichen der langfristigen Klimaziele.
  • Neben der Industrie und der Wärmegewinnung findet Wasserstoff auch in der Mobilität Anwendung. Im öffentlichen Nahverkehr und dem Logistikbereich gibt es bereits geförderte regionale Projekte.

Die Verwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff sind DAS Zukunftsthema – vor allem im Energiesektor. „In kaum einem Expertenkreis wird derzeit nicht über Wasserstoff diskutiert. Bei einigen leuchten die Augen, andere wiederum können nur mit dem Kopf schütteln“, weiß IHK-Energieexperte Karsten Kurth und ergänzt: „Tatsächlich bietet dieser Stoff aufgrund seiner Eigenschaften vielfältige Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft. Die Forschung und vor allem Anwendung steckt jedoch noch in den Kinderschuhe.“

Wasserstoff mit vielfältiger Nutzung

Grundsätzlich wird das Gas als Stoff direkt genutzt, beispielsweise bei der Reduktion von Eisen in der Stahlherstellung oder der Substitution von fossilen Brenngasen in der Bereitstellung von Wärme. Wasserstoff ist zudem unverzichtbar im Bereich der Agrarchemie, denn die Gewinnung von Stickstoffdünger über Ammoniaksynthese wäre ohne Wasserstoff nicht möglich. Viele Lebensmittel hängen also signifikant von diesem Stoff ab. Nicht zuletzt spielt Wasserstoff bei modernen Kommunikationstechnologien, wie bei der Herstellung von Glasfaserkabeln eine wichtige Rolle. Zukünftig wird Wasserstoff als Treibstoff besonders im Bereich des Schwerlasttransportes, des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der Luftfahrt sowie in der Intralogistik  Anwendung finden.

Thüringer Wasserstoffstrategie: Fokus auf Mobilität

„Noch ist nicht ganz klar, in welcher Branche sich Wasserstoff langfristig durchsetzen wird. Erfreulich ist, dass auch der Freistaat Thüringen im Bereich Wasserstoff sehr aktiv ist“, so Kurth. In der Thüringer Wasserstoffstrategie sind die engagierten Projekte, Initiativen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die sich mit dem Thema Wasserstoff beschäftigen, aufgelistet.

Die Thüringer Wirtschaft konzentriert sich aktuell vor allem auf die Bereitstellung von Dienstleistungen, Komponenten und Anlagen beim Thema Wasserstoff. Im Gegensatz zu den Nachbarländern wie Sachsen und Sachsen-Anhalt und der dort sehr stark vertretenen Chemie-Industrie gibt es im Freistaat aktuell jedoch kaum Großabnehmer für Wasserstoff.

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Im Mobilitätssektor richten sich die Anstrengungen seitens der Bundes- und Landespolitik hauptsächlich auf den Logistikbereich und den ÖPNV, also die Beförderung von schweren Lasten oder auf schwere Fahrzeuge. Der Individualverkehr im Bereich PKW spielt keine Rolle – hier setzen die Verantwortlichen nach wie vor auf batteriebetriebene Fahrzeuge. Ein Großteil der Thüringer Projekte orientiert sich daher an den politischen Richtlinien und forscht und entwickelt im Logistik- und ÖPNV-Sektor.  

Beispielprojekte: Güterverkehrszentrum (GVZ) Erfurt

Am 11. Dezember 2020 stellte das Thüringer Umweltministerium eine Machbarkeitsstudie für das Güterverkehrszentrum Erfurt vor. Bei diesem Projekt soll eine Wasserstofftankstelle für den Schwerlastverkehr aufgebaut werden. Neben der eigentlichen Wasserstofftankstelle soll ein circa 4 Kilometer langes Rohr-System zur Verteilung des Wasserstoffs an ansässige Unternehmen entstehen. Mit diesem können die Firmen vor Ort ihre Fahrzeuge auf dem eigenen Firmengelände betanken. Eine weitere Option ist eine 12 Kilometer lange Erweiterung der Pipeline ins Logistikzentrum Zentrum Nohra bei Weimar. Der benötigte Wasserstoff soll durch Strom aus Windparks in der Umgebung von Erfurt über Elektrolyse bereitgestellt werden. Ende 2024 sollen die ersten Fahrzeuge im Erfurter Güterverkehrszentrum grünen Wasserstoff tanken.

Beispielprojekte: Wasserstoff im Nahverkehr Weimar

Die Stadt Weimar beabsichtigt, in den nächsten Jahren ihren Nahverkehr auf Wasserstoff umzustellen. Zur Betankung der Fahrzeuge soll eine eigene Wasserstofftankstelle so wie ein Elektrolyseur auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke Weimar aufgebaut werden. Der Elektrolyseur wird ausschließlich mit grünem Strom betrieben. Dieser kommt zu einem Großteil aus bestehenden und noch zu errichtenden Photovoltaikanlagen. Neben dem Nahverkehr sollen zukünftig ebenfalls die Entsorgungsfahrzeuge der Stadtwirtschaft Wasserstoff für ihren Antrieb nutzen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie das Thüringer Umweltministerium unterstützt. Weitere Projektpartner sind die Thüringer Energie AG (TEAG) und die Bauhaus Universität Weimar.

Allianz für Wasserstoff in der Industrie:

Die Thüringer Allianz für Wasserstoff in der Industrie (ThAWI) ist eine Online-Plattform für den Austausch von Erfahrungen und zum Auffinden von Projektpartnern und einem einfacheren Zugang zu Fördermitteln. Die ThAWI adressiert primär Komponentenhersteller und Dienstleister sowie Industrieanwender. Darüber hinaus können weitere Querschnittsfunktionen (FuE, Netzwerke, Cluster) die Arbeit des Netzwerks beflügeln. Somit können die Interessen der Thüringer Wirtschaft gebündelt, Handlungsbedarfe ermittelt und bestehende Hürden beseitigt werden, um in Thüringen eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft zu ermöglichen.

Mehr zur Allianz für Wasserstoff in der Industrie:

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IHK-Experten:
Karsten Kurth

Karsten Kurth

Tel: 0361-3484310

E-Mail: karsten.kurth@erfurt.ihk.de

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