Zukunftspreis 2025: Wie eine Thüringer Unternehmerin den Trüffelanbau neu erfindet

©IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun
©IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Zukunftspreis-Kandidatin:
    Mit dem „Thüringer Modell“ will Anja Kolbe-Nelde Trüffel groß machen – und holt sich dafür Rückenwind vom Zukunftspreis.

  • Transformation:
    Vom Schalter zur Trüffel: Forschung, Anbau, Tourismus – alles regional gedacht.

  • Potenzial:
    Der Preis belebt Thüringens Trüffel-Tradition und schafft neue Perspektiven.

Mit dem „Thüringer Modell“ etabliert Anja Kolbe-Nelde eine nachhaltige Wertschöpfungskette rund um Trüffel – und bewirbt sich für den Zukunftspreis der IHK Erfurt und HWK Erfurt.
Der Boden ist kalkhaltig, das Mikroklima ideal – was jahrhundertelang in Vergessenheit geraten war, rückt dank einer leidenschaftlichen Unternehmerin wieder in den Fokus: Thüringen eignet sich hervorragend für den Anbau edler Trüffel. Anja Kolbe-Nelde, Gründerin der Thüringer Freilandpilze GmbH in Schönewerda, hat sich genau diesem Potenzial verschrieben. Mit ihrem innovativen „Thüringer Modell“ will sie nicht nur die Bedingungen für die Trüffelkultivierung optimieren, sondern einen komplett neuen Wirtschaftszweig für die Region etablieren. Für dieses ambitionierte Konzept hat sie sich für den Zukunftspreis 2025 der IHK Erfurt und der Handwerkskammer Erfurt beworben.

Anja Kolbe-Nelde am Versuchsfeld des Projekts „Trüffelanbau in Thüringen“. © IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun
Anja Kolbe-Nelde am Versuchsfeld des Projekts „Trüffelanbau in Thüringen“. © IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun

Vom Waldspaziergang zur Wissenschaft – mit Pilzen zur Transformation

Schon als Kind entdeckte Kolbe-Nelde ihre Leidenschaft für Pilze. Was mit dem Sammeln im Wald begann, entwickelte sich nach einer Banklehre und beruflicher Neuorientierung zu einer erfolgreichen Gründung im Jahr 2015. Aus einem alten DDR-Konsumgebäude machte sie einen modernen Pilzbetrieb mit Hofladen, Weiterbildungsangeboten und Veranstaltungsflächen. Zunächst konzentrierte sich ihr Unternehmen auf Shiitake-, Austern- und Vitalpilze – doch die eigentliche Vision reifte parallel: Trüffel aus Thüringen.

Anja Kolbe-Nelde auf ihrer Trüffelplantage im Unterwuchs von Haselnussbäumen. © IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun
Anja Kolbe-Nelde auf ihrer Trüffelplantage im Unterwuchs von Haselnussbäumen. © IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun

Entscheidend für die Umsetzung war die enge Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie renommierten Forschungseinrichtungen wie dem italienischen CNR und dem französischen INRAE. Gemeinsam entwickelten sie das „Thüringer Modell“ – eine Methode, bei der Haselnuss-, Eichen- und Buchenpflanzen gezielt mit Trüffel-Mykorrhiza geimpft werden. Der Effekt: Statt der sonst üblichen sieben bis neun Jahre wachsen erste Trüffel bereits nach fünf Jahren. Ab dem zehnten Jahr sollen pro Hektar mehr als 100 Kilogramm Trüffel geerntet werden – eine Menge, die im internationalen Vergleich Maßstäbe setzt.


Regionale Wertschöpfung neu gedacht: Trüffel als Wirtschaftsimpuls

Frisch geerntete Trüffel aus dem Versuchsanbau in Thüringen. © IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun
Frisch geerntete Trüffel aus dem Versuchsanbau in Thüringen. © IHK Erfurt / Paul-Philipp Braun

Kolbe-Neldes Konzept geht jedoch weit über den Anbau hinaus. Ziel ist eine vollständige Wertschöpfungskette rund um den Trüffel – von Forschung, Kultivierung und Verarbeitung über Bildung und Beratung bis hin zu Tourismus und regionaler Vermarktung. Damit verknüpft die Unternehmerin ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Die Vision ist klar: Thüringen soll zum führenden Standort für nachhaltigen Trüffelanbau in Deutschland werden – mit überregionaler Ausstrahlung und festem Platz auf der Feinschmeckerlandkarte.

„Trüffel können ein starker Treiber für die ländliche Entwicklung sein“, sagt Kolbe-Nelde. „Unser Modell schafft nicht nur neue Ertragsmöglichkeiten für Landwirte, sondern verbindet Landwirtschaft, Forschung, regionale Gastronomie und Tourismus auf innovative Weise.

Anja Kolbe-Nelde – Gründerin der Thüringer Freilandpilze GmbH

Die Bewerbung für den Zukunftspreis sei daher nicht nur ein Meilenstein für ihr Unternehmen, sondern auch ein Signal für die gesamte Region.


Der Zukunftspreis als Bühne für Geschäftsmodelle von morgen

Die Präsentation ihres Konzepts vor der Jury des Zukunftspreises 2025 war für Kolbe-Nelde eine besondere Herausforderung – nicht zuletzt aufgrund der Komplexität des Projekts. In zehn Minuten musste sie das komplette Vorhaben darstellen: wissenschaftliche Grundlagen, wirtschaftliches Potenzial und gesellschaftlicher Mehrwert. Die Jury zeigte sich beeindruckt, die öffentliche Resonanz ist groß. Medien berichten über die ersten erfolgreichen Ernten 2025, das Interesse bei Landwirten, Touristiker:innen und Gastronomiebetrieben wächst spürbar.

Die Bewerbung um den Zukunftspreis der IHK und HWK Erfurt zeigt exemplarisch, welche Rolle Innovation, unternehmerische Leidenschaft und regionale Verwurzelung für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Thüringen spielen. Trüffel sind in diesem Fall nicht nur ein Produkt – sie stehen für eine Denkweise, die Nachhaltigkeit, Bodenständigkeit und Weitblick verbindet.


Vom Nischenprodukt zur regionalen Stärke

Mit dem „Thüringer Modell“ gelingt es Anja Kolbe-Nelde, aus einem scheinbaren Nischenthema ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu entwickeln. Ihre Arbeit zeigt, wie neue Geschäftsmodelle entstehen können, wenn Unternehmertum, Forschung und regionale Identität ineinandergreifen. Der Zukunftspreis 2025 würdigt genau solche Visionen: Ideen, die Potenzial haben, den Strukturwandel aktiv mitzugestalten – mit Wirkung für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.


Mehr zum Zukunftspreis

Alle Details zum Zukunftspreis der IHK und HWK Erfurt – inklusive Teilnahmebedingungen, Bewerbungsinfos und Fristen:


©IHK Erfurt

Text, Bildmaterial und Redaktion: Paul-Philipp Braun
Bearbeitung & Veröffentlichung: Randi Hofmann (Kommunikation und Interessenvertretung – IHK Erfurt)

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Sophia Schrock

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E-Mail: schrock@erfurt.ihk.de

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