Ausbildung in Thüringen: Jungen Menschen Zukunft bieten

©IHK Erfurt/Ausbildung in Thüringen als Lebensgefühl/v.l.n.r. Emily (Auszubildende Kauffrau für Büromanagement), Tilo Müller (Geschäftsführer Bechtle IT-Systemhaus GmbH Weimar), Janine Schmitt (Verantwortliche für kaufmännische Auszubildende)
v.l.n.r. Emily (Auszubildende Kauffrau für Büromanagement), Tilo Müller (Geschäftsführer Bechtle IT-Systemhaus GmbH Weimar), Janine Schmitt (Verantwortliche für kaufmännische Auszubildende)
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Um dem Fachkräftemangel frühzeitig vorzubeugen, lohnt sich die Ausbildung junger Menschen im eigenen Betrieb.
  • Die Bechtle IT-Systemhaus GmbH aus Weimar geht mit gutem Beispiel voran und bildet ihre eigenen Fachkräfte aus.
  • Auch die IHK Erfurt unterstützt die Ausbildung in Thüringen mittels der bundesweiten Kampagne „Jetzt #könnenlernen“.

Nach der Schule eine Ausbildung in Thüringen beginnen? In einem mittelständischen Unternehmen in der Region? Gute Idee! Denn im Gegensatz zu großen Konzernen bieten sie oft eine persönlichere und in vielen Fällen auch familiäre Atmosphäre, die es den Auszubildenden ermöglicht, sich schneller zu integrieren und wertvolle Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Und genau das macht Emily in der Bechtle IT-Systemhaus GmbH in Weimar. Sie lernt Kauffrau für Büromanagement im dritten Lehrjahr und wird derzeit bereits in ihre zukünftigen Arbeitsfelder eingearbeitet – denn Ausbildungen sind zukunftssicher. Für Unternehmen und Auszubildende.

Bechtle: Europaweit erfolgreicher Familienbetrieb

Die Bechtle IT-Systemhaus GmbH hat seit 1990 ihren Sitz in Weimar. Zwei Gebäudekomplexe im Gewerbegebiet sind Arbeitsort für 100 Mitarbeiter. Geschäftsführer Tilo Müller erklärt: „Wir übernehmen die IT für Unternehmen und begleiten unsere Kunden von der Planung, über die Implementierung bis hin zum Vollbetrieb. Unsere Kunden sitzen zu 80 Prozent im öffentlichen Bereich“. Europaweit beschäftigt die Bechtle AG in 14 Ländern rund 15.000 Mitarbeiter. Der Standort in Weimar ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bechtle AG mit Hauptsitz in Neckarsulm, die 1983 als Familienbetrieb gegründet wurde. Das familiäre Gefühl hat die Jahrzehnte bis heute überdauert und ist auch 2024 noch deutlich spürbar, obgleich die Bechtle AG innerhalb Deutschlands das größte Unternehmen im Bereich IT-Infrastruktur ist.

Unsere Mitarbeiter kommen alle aus Thüringen und wir arbeiten auch zu 95 Prozent hier. Seit der Gründung des Standortes 1990 setzen wir auf Ausbildung, konzentrieren uns aber seit circa sechs Jahren noch mehr darauf. Und das natürlich nicht ganz uneigennützig, denn wir wollen Fachkräfte ausbilden und im Unternehmen halten, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken.

– Tilo Müller, Geschäftsführer Bechtle IT-Systemhaus GmbH in Weimar

Während das Bechtle Systemhaus seit seiner Gründung immer weiter gewachsen ist und sich damit verbunden auch der Bedarf an Fachkräften erhöht hat, ging die Anzahl der Bewerbungen um Ausbildungsplätze allerdings zurück. Um dieser Entwicklung vorzubeugen, konzentrieren sich Tilo Müller und sein Team nun verstärkt auf die Ausbildung eigener Fachkräfte. Das Bechtle Systemhaus für IT-Infrastruktur beschäftigt momentan 11 Auszubildende in den Berufen Fachinformatiker und Kauffrau für Büromanagement.

„Wohlbehütet“ durch die Ausbildung bei Bechtle

„Ich würde schon sagen, dass unsere Auszubildenden hier sehr wohlbehütet sind. Ich kenne das aus meiner Ausbildung noch anders, aber hier gibt es wirklich ein gutes und vertrauensvolles Miteinander zwischen Auszubildenden und Mitarbeitern“, erklärt Janine Schmitt, die bei Bechtle unter anderem verantwortlich für die kaufmännischen Auszubildenden ist. Wohlbehütet zu sein, bedeutet nicht, dass die Auszubildenden in Watte gepackt werden.
Im Gegenteil, erklärt der Geschäftsführer: „Wir sind kein großer Konzern, in dem es in jeder Abteilung noch einen Ausbildungsverantwortlichen gibt. Bei uns gibt es generell eher flache Hierarchien. Da werden die Auszubildenden auch mal ins kalte Wasser geschubst und müssen sich manches selbst erschließen. Das funktioniert meistens sehr gut.“ Wohlbehütet zu sein, bedeutet bei Bechtle, Teil eines familiären Arbeitsumfelds zu sein. Den Auszubildenden wird von Beginn an gezeigt, dass sie nun zwar viel Verantwortung übernehmen, aber dass sie damit nicht allein sind und sich immer auf die Unterstützung ihrer Kollegen verlassen können.

Ausbildung ausschließlich in Präsenz

Auch materiell wird den Auszubildenden einiges geboten, denn zum Ausbildungsstart im technischen Bereich bekommt jeder ein Dienst-Smartphone und einen Laptop, um den Start zu erleichtern und die Erreichbarkeit zu sichern. Doch nur weil man die neuste Technik zur Verfügung gestellt bekommt, bedeutet das nicht, dass man sich damit auch remote Ausbildungsinhalte erarbeiten kann. Sicher gibt es Tage, an denen sich die Arbeit im Homeoffice anbietet, aber gerade für Auszubildende ist das schwer umzusetzen. Geschäftsführer Tilo Müller sagt dazu: „Ich glaube nicht, dass Austausch und Weitergabe von Know-How im Homeoffice funktioniert. Auch dass Ausbildung im Homeoffice funktioniert, glaube ich nicht. Denn es erfordert extreme Disziplin, sich jeden Tag selbst dazu zu motivieren, sich hinzusetzen und zu lernen.“

Tilo Müller betont, dass gerade die Präsenz im Unternehmen den Unterschied zwischen Ausbildung und (Fern-)Studium macht und praktische Erfahrungen lassen sich nun mal am besten vor Ort sammeln und auch vermitteln. Lediglich die Ausbildungsinhalte, die im Bechtle IT-Systemhaus nicht vermittelt werden können, werden über Onlinekurse der Bechtle-Akademie für die Auszubildenden aufbereitet und können auch von zuhause aus besucht werden. Nach der Ausbildung wird den Mitarbeitern dann an zwei Tagen pro Woche freigestellt, im Homeoffice zu arbeiten. Auch hier kommt es also auf die richtige Mischung an.

Infos für Ausbilder:

Regelmäßige IHK-Veranstaltungen helfen Ausbildern im Umgang mit Auszubildenden und informieren beispielsweise über Besonderheiten der Gen Z.

Erfahren Sie mehr zur Veranstaltung: 

Praxisnah und zukunftssicher ausgebildet

Bereits Ende 2023 sind auch die Ausbildungsplätze mit Start 2024 allesamt vergeben. „Bisher hatten wir noch keine Probleme damit, Auszubildende zu finden. Im Gegenteil mussten wir sogar schon Bewerbern absagen“, erklärt Tilo Müller. Damit das so bleibt, beteiligt sich Bechtle am Tag der Berufe in Weimar, bietet verschiedene Praktika an und sorgt mit Werbeanzeigen und einer gelabelten Erfurter Straßenbahn für Sichtbarkeit und Außenwahrnehmung. Doch tatsächlich finden die meisten Interessierten den Betrieb über Recherchen im Internet. So auch Emily, die nicht zuletzt die guten Übernahmechancen überzeugten: „Klar, die Freizeit wird weniger, wenn man eine Ausbildung macht. Aber man hat sich ja nicht ohne Grund dafür entschieden. Damit sichert man ja seine Zukunft. Und gerade hier wird ein Azubi eingestellt, damit er dann auch bleibt.“

An zwei Tagen pro Woche fährt Emily in die Berufsschule, wo sie theoretische Grundlagen erlernt. Die restlichen drei Tage arbeitet sie im Unternehmen, um ihr erlangtes Wissen direkt anzuwenden und praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Berufsschule erreicht sie bequem mit dem Bus. Die Auszubildenden zum Fachinformatiker haben hingegen keine Tagesklassen, sondern Blockunterricht. Im Zwei-Wochen-Rhythmus fahren sie in die Erfurter Berufsschule. Die Auszubildenden aus Jena hingegen lernen dank einer Ausnahmeregelung in der Berufsschule in Hermsdorf. „Das ist besser so, damit die Auszubildenden möglichst kurze Wege haben. Viele Auszubildende haben ja noch keine Fahrerlaubnis“, erklärt Janine Schmitt.

Zusätzlich dazu finden einzelne Veranstaltungen im Erfurter Bildungszentrum statt. „Langweilig wird es uns auf jeden Fall nicht“, sagt Emily und erklärt, wie vielfältig ihr Aufgabenbereich und ihre Tagesabläufe sind. Ihre Ausbildung in Thüringen bei Bechtle zu absolvieren, sieht Emily als lohnende Investition in ihre Zukunft, denn die ist ihr hier auf jeden Fall sicher.

IHK-Ausbildungskampagne: „Jetzt #könnenlernen“

Zu Beginn des Jahres 2023 startete die erste bundesweite Ausbildungskampagne der deutschen Industrie- und Handelskammern (IHKs) unter dem Titel: „Jetzt #könnenlernen“. Das Ziel der Kampagne ist es, junge Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern. „Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns!“ ist eine Einladung an alle Schüler, Studienabbrecher und Umsteiger, das Lebensgefühl Ausbildung zu entdecken und mehr über die Chancen zu erfahren, die in einer Ausbildung in Thüringen stecken. Das Herzstück der Kampagne sind neun Azubis, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf dem TikTok-Kanal @die.azubis teilen und damit einen Einblick in das echte Ausbildungsleben geben.

Erfahren Sie hier mehr zur Kampagne:

Lesen Sie auch, was die Leiterin der bundeweiten Ausbildungskampagne, Ulrike Friedrich im Interview über das Lebensgefühl „Ausbildung“ sagt:

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Tobias Krombholz

Tobias Krombholz

Tel: 0361-3484196

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