Interview mit DIHK-Expertin Friedrich zum Stand bei „Jetzt #könnenlernen“
Ulrike Friedrich ist DIHK-Referatsleiterin Ausbildungsmarketing und -analysen sowie Digitalisierung – und leitet die bundesweite Ausbildungskampagne „Jetzt #könnenlernen“, in der sich DIHK und IHKs seit dem Frühjahr 2023 für ein neues, attraktiveres Image der dualen Ausbildung einsetzen. Im Interview mit der DIHK-Bildungs-gGmbH berichtet Friedrich, was die IHK-Ausbildungskampagne bislang bewirkt hat und wie es 2024 weitergeht.
Frau Friedrich, was war der Auslöser, eine bundesweite Ausbildungskampagne auszurollen?
Zum einen schreitet der demografische Wandel immer weiter voran, zum anderen beschäftigen sich Jugendliche immer weniger mit dem Thema duale Ausbildung. Besonders während der Corona-Pandemie fehlten plötzlich viele Maßnahmen oder erreichten die jungen Menschen nicht in ausreichendem Maße.
Das war für uns als DIHK ein entscheidender Anstoß, gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern unsere Kräfte zu bündeln. Wir wollen jungen Menschen, die bald ihren Schulabschluss machen, eine Ausbildung als sehr gute Option für ihren beruflichen Einstieg nahebringen.
Daraus entstanden ist eine bundesweite Mitmachkampagne, die vor allem in den Sozialen Medien stattfindet. Der Plan: Authentisch vermitteln, wie es sich anfühlt, Azubi zu sein. Ein einheitliches Bild oder Bewusstsein für die Ausbildung gab es bisher im Gegensatz zum Studium nicht. Glücklicherweise konnten wir alle IHKs für die Kampagne gewinnen und mit einem spannenden Konzept starten.
Was macht die Ausbildungskampagne besonders?
Wir lassen Auszubildende selbst sprechen. Unsereins ist nicht nah genug dran an der Generation Z, wir könnten die Inhalte nicht derart glaubwürdig rüberbringen. Daher haben wir einen Aufruf für Azubis gestartet, sich als Gesichter für unsere Kampagne zu bewerben. Binnen zwei Wochen hatten sich mehr als 250 Jugendliche als sogenannter Creator gemeldet – das hat uns in unserem Weg zusätzlich bestärkt.
Neun ausgewählte Azubis berichten seitdem in selbst produzierten Videos mit viel Humor über ihre Erlebnisse in der Ausbildung, zu Tipps und Tricks beim Berufseinstieg, aber auch aus ihrem Leben nach Feierabend. Das Ziel: Ausbildung als cooles Lebensgefühl vermitteln.
Das Know-how haben sie vorab in einem Workshop gelernt und bekommen auf Wunsch jederzeit technischen Support. Auch auf Werbeplakaten und unserer Website sind sie zu sehen. Die Veröffentlichung auf allen Kanälen übernehmen wir. Unsere neun Azubis haben unterschiedliche persönliche Hintergründe und lernen verschiedene Berufe. So hoffen wir, dass möglichst viele junge Menschen sich mit „ihrem“ jeweiligen Creator identifizieren können.
Wie ist die Resonanz auf die Ausbildungskampagne?
Am Ende der ersten Kampagnenphase Ende September hatten die Clips schon mehr als 18 Millionen Klicks. Unseren Social-Media-Stars folgten 25.000 Nutzerinnen und Nutzer, Anfang Oktober waren es bereits 30.000. Es läuft also richtig gut und macht riesig Spaß, auf diese Weise Interesse zu wecken, Reichweite aufzubauen und die duale Ausbildung auch perspektivisch noch stärker ins gesellschaftliche Blickfeld zu rücken. Dafür haben wir tolle Partneragenturen gewonnen, und auch die IHKs sind Feuer und Flamme und bringen die Kampagne in ihren Regionen mit eigenen Aktionen kreativ voran.
Wie und mit welchem Vorteil können sich Ausbildungsbetriebe beteiligen?
Besonders profitieren Betriebe ohne eigenes Azubimarketing. Sie können die unterschiedlichen Marketingmaterialien nutzen, die wir – oft individualisierbar – zur Verfügung stellen. Die IHKs unterstützen bei Rückfragen. So können die Unternehmen Teil der Kampagne werden und Jugendlichen Berufsorientierung bieten – ein wichtiger Faktor im Wettbewerb um Nachwuchskräfte. Essenziell ist eine Willkommenskultur für die jungen Menschen, in der sie sich angenommen fühlen.
Halten Sie den eingeschlagenen Weg demnach für zukunftsfähig?
Unbedingt, denn wir holen damit den Fachkräftenachwuchs in seiner Welt ab, und hier spielt Social Media eine entscheidende Rolle. Die Kampagne soll mehrere Jahre laufen, die Planungen für 2024 haben schon begonnen. Potenzial sehen wir neben der Generation Z auch im direkten Umfeld, etwa bei den Eltern. Sie sind zentrale Ratgeber bei der Entscheidung, wie es nach der Schule weitergeht. Eine weitere Zielgruppe kann Lehrpersonal sein, um die Berufsorientierung in den Schulen gezielt zu unterstützen. Weiterentwicklungsmöglichkeiten gibt es viele, und wir arbeiten IHK-übergreifend ausgesprochen agil zusammen.
Interview: Tonia Sorrentino
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Ausbildungskampagne wird im Kammerbezirk sichtbar
Im Kammerbezirk der IHK Erfurt ist die Ausbildungskampagne auf Bussen und Bahnen des öffentlichen Verkehrs sichtbar. In Gotha und Weimar fährt jeweils ein beklebter Bus und in Erfurt eine Straßenbahn durch die Innenstadt und präsentiert die Kampagne täglich seinen Passagieren.