Seit dem 1. Januar 2021 Jahr gehört das Vereinigte Königreich nicht mehr zur Europäischen Union (EU). Die Handelsbeziehungen werden seitdem per Freihandelsabkommen geregelt. Für deutsche Unternehmen ergaben sich damit zahlreiche Änderungen für ihr britisches Auslandsgeschäft. Dazu gehören zum Beispiel neue Zollanmeldungen und Zollkontrollen im grenzüberschreitenden Warenverkehr.
Der Warenaustausch mit Großbritannien verläuft seitdem nicht immer reibungslos, es kommt vielerorts zu Lieferketten-Störungen und bürokratischem Mehraufwand. Die Corona-Pandemie hat diese Hemmnisse zusätzlich verschärft, was sich auch in den aktuellen Außenhandelszahlen niederschlägt: „Die Thüringer Investitionen in Großbritannien sind seit dem Brexit-Referendum rückläufig, ebenso die Exporte. Während Großbritannien im Jahr 2020 noch viertwichtigster Exportmarkt Thüringens war, ist das Land im letzten Jahr auf Platz sechs abgerutscht“, erklärt Mark Bremer, Teamleiter International bei der IHK Erfurt. Aufgrund der bestehenden Herausforderungen sei ein weiterer Rückgang der Im- und Exporte nicht auszuschließen.
Außerdem gewährten die Briten bisher zahlreiche einseitige Übergangsregelungen für Wareneinfuhren aus der EU. Einige davon sind zum Jahreswechsel ausgelaufen. „Thüringer Exporteure müssen die Prozesse mit ihren britischen Kunden und den Transportdienstleistern zum Teil neu organisieren“, so Bremer. Das sei für die Firmen aufwendig und könnte – zumindest zeitweise – zu Lieferschwierigkeiten führen.
Seit dem Brexit dauert der Warenverkehr nach Großbritannien deutlich länger.
Auch in der Zollabwicklung gibt es Verzögerungen. So werden einige Ausfuhrverfahren nicht abgeschlossen und deren Nachverfolgung läuft sehr schwerfällig.
– Katja Plaschnick, Customer Support Döllken Profiles GmbH, Grammetal
Großbritannien ist für Thüringer Unternehmen jedoch nach wie vor ein wichtiger Partner. „Das Handelsvolumen zwischen Großbritannien und Thüringen erreichte in den ersten drei Quartalen 2021 über 1,1 Milliarden Euro“, informiert der Außenhandelsexperte mit Blick auf die aktuelle Außenhandelsstatistik. Von Januar bis September des vergangenen Jahres gingen 5,2 Prozent aller Thüringer Ausfuhren, angefangen von Luft- und Kraftfahrzeugen über Maschinen und Anlagen bis zu Kunststoffartikeln, auf die Insel. Insgesamt 257 Thüringer Betriebe unterhalten aktuell Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien.