Nachgewürzt und aufpoliert: Ausbildung in Hotel- und Gastronomie­ neu geregelt

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Neuordnung der Ausbildung in den Hotel- und Gastronomieberufen - Service
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Die Ausbildungsberufe für die HOGA-Branche wurden modernisiert und umfassen nun sieben attraktive Berufsbilder.
  • Ab dem 1. August 2022 gelten die neuen Verordnungen.
  • Die wichtigsten Änderungen der neuen HOGA-Ausbildungsberufe und die erforderlichen Handlungsmaßnahmen haben wir für Sie zusammengefasst.

Das traditionsreiche Hotel- und Gastgewerbe hat seine dualen Ausbildungsberufe aktualisiert. Mit sechs modernisierten und einer neu geschaffenen Ausbildungsordnung gehen die Hotel-, Gastronomie- und Küchenberufe in das neue Ausbildungsjahr. Die neuen Verordnungen treten ab dem1. August 2022 in Kraft. Auszubildende, die ab diesem Zeitpunkt ihre Ausbildung neu beginnen, werden ausschließlich nach der neuen Verordnung ausgebildet. Die Änderungen haben auch Auswirkungen auf den betrieblichen Lehrplan und die Abschlussprüfungen.

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Ausbildung in den Hotel- und Gastronomieberufen – Was ist neu?

  • 7 Ausbildungsberufe in 3 Berufsgruppen (4 Ausbildungsordnungen)
  • Gestreckte Abschlussprüfungen in allen dreijährigen Ausbildungsberufen
  • Verhältnis zwei- und dreijährige Berufe: Durchlässigkeit, Anrechnung von Prüfungsleistungen und Rückfalloption optimiert
  • Zusatzqualifikationen geschaffen:
    Köche: Vertiefung „vegetarische und vegane Küche“
    dreijährige Gastro- und Hotelberufe: Vertiefung „Bar und Wein“
  • Die neuen Ausbildungsordnungen eröffnen vielfältige Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten. Je nach Ausbildungsberuf sind zum Beispiel Fortbildungen zum Hotelmeister/zur Hotelmeisterin, zum Restaurantmeister/zur Restaurantmeisterin, zum Küchenmeister/zur Küchenmeisterin oder zum Fachwirt/zur Fachwirtin im Gastgewerbe möglich.
Neue BerufsbezeichnungAusbildungszeitÄnderungen
Fachkraft Küche2 JahreNeuer Beruf
Fachkraft für Gastronomie
– Schwerpunkt Restaurantservice
– Schwerpunkt Systemgastronomie
2 Jahreneue Berufsbezeichnung
mit aktualisierten Inhalten
Koch/Köchin3 JahreAktualisierte Inhalte,
gestreckte Abschlussprüfung
Hotelfachmann/ Hotelfachfrau3 JahreAktualisierte Inhalte,
gestreckte Abschlussprüfung
Fachmann/-frau für Systemgastronomie3 JahreAktualisierte Inhalte,
gestreckte Abschlussprüfung
Fachmann/-frau für Restaurants und
Veranstaltungs-gastronomie
3 JahreNeue Berufsbezeichnung,
aktualisierte Inhalte, gestreckte Abschlussprüfung
Kaufmann/-frau für Hotelmanagement3 JahreNeue Berufsbezeichnung,
aktualisierte Inhalte,
gestreckte Abschlussprüfung

Das müssen Ausbildungsbetriebe beachten:

Auszubildende, die ab dem 1. August 2022 ins zweite oder dritte Ausbildungsjahr wechseln, werden nach den alten Ausbildungsordnungen ausgebildet.

1. Beim Abschluss von neuen Ausbildungsverträgen

Beim Abschluss neuer Ausbildungsverträge sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Wird nach bestandener Fachkraftprüfung das dritte Ausbildungsjahr angehängt, dann muss der Vertrag vor dem 1. August 2022 beginnen, damit das dritte Jahr nach alter Verordnung ausgebildet wird (die Berufsschule beschult das 2. und 3. Lehrjahr noch nach alter Verordnung).
  • Neue Verträge, die vor dem 1. August 2022 beginnen, müssen ab dem 1. August 2022 umgeschrieben werden, wenn der Azubi die Grundstufe noch nicht besucht hat (die Grundstufe startet nach den Sommerferien nach neuer Verordnung).
  • Verträge, die ab dem 1. August 2022 beginnen, dürfen erst ab Bekanntgabe der neuen Berufsnummern eingetragen werden (nach neuer Verordnung).
  • Bei Verträgen, die ab dem 1. August 2022 beginnen und vertraglich eine Verkürzung vorsehen, sprechen Sie die IHK-Ausbildungsberater bitte an.

2. Beim Ausbildungsinhalt im Unternehmen

Prüfen Sie die neuen Ausbildungsverordnungen und gleichen Sie diese mit Ihrem bisherigen betrieblichen Ausbildungsplan ab. Ergänzen Sie neue Komponenten und streichen Sie redundante Inhalte.

Der IHK-Ausbildungsberater für die HOGA-Berufe, Frank Hübner, rät: „Passen Sie Ihren betrieblichen Ausbildungsplan an die Ausbildungsrahmenpläne an. Darin sind die Mindeststandards festgeschrieben. Die neuen Lernziele wurden bewusst offen und technologieoffen gestaltet, damit sie die Inhalte individuell und an ihren Betrieb angepasst vermitteln können. Wenn Inhalte in ihrem Betrieb nicht vermittelbar sind, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Ausbildung in einem zwei- statt in einem dreijährigen Beruf anbieten oder 2. Ausbildung zusammen mit einem Verbundpartner realisieren.“  Sollten Sie unsicher sein, dann kontaktieren Sie Ihren IHK-Experten. 

Portrait Frank Hübner

Passen Sie Ihren betrieblichen Ausbildungsplan an die Ausbildungsrahmenpläne an. Darin sind die Mindeststandards festgeschrieben.

– Frank Hübner, IHK-Ausbildungsberater für HOGA-Berufe

Ein Beispiel? Aufgrund der neuen, deutlichen fachlichen Abgrenzung der Hotel- und Restaurantberufe müssen Sie als Ausbildungsbetrieb tätig werden. Die Ausbildung der Hotelfachleute ist umzustellen. Die Auszubildenden der dreijährigen Ausbildung dürfen nur noch für zehn Wochen im Servicebereich eingesetzt werden. In der Abschlussprüfung der Hotelfachleute werden zudem keine Aufgaben mehr aus dem Servicebereich gestellt. Sind Azubis mehr als zehn Wochen im Service tätig, haben Hotels die Möglichkeit, im neuen dreijährigen Beruf Fachmann/-frau für Restaurant und Veranstaltungsservice oder dem zweijährigen Beruf Fachkraft für Gastronomie (Schwerpunkt Restaurantservice) auszubilden.

3. Bei der Koordinierung der Abschlussprüfungen

Neu ist, dass für alle dreijährigen Ausbildungsberufe eine „gestreckte Abschlussprüfung“ eingeführt wurde. Das bedeutet, dass es zwei Prüfungszeiträume gibt. Teil eins findet im vierten Ausbildungshalbjahr statt und die bisherige Zwischenprüfung entfällt. Teil zwei wird am Ende der Ausbildung absolviert. Das Endergebnis setzt sich aus beiden Prüfungen zusammen.

Die Abschlussprüfung der zweijährigen Ausbildungsberufe gilt jeweils als Teil eins des darauf aufbauenden dreijährigen Berufes und kann bei Fortführung angerechnet werden. Ferner gibt es bei einigen Berufen eine Rückfalloption, wonach ein zweijähriger Berufsabschluss unter Umständen auch dann zuerkannt werden kann, wenn die Abschlussprüfung des dreijährigen Berufs nicht bestanden wurde.

IHK Erfurt informiert über Neuordnung der Hotel- und Gastronomieberufen

Am 12. April 2022 nahmen über 100 Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und Bildungsanbieter in Präsenz oder online an der gemeinsamen Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der Thüringer IHKs und des DEHOGA Thüringen e.V. teil, um sich über die ab 1. August 2022 geltenden neuen Verordnungen der sieben neuen Berufe der Hotellerie und Gastronomie zu informieren. Die Geschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes, Sandra Warden (im Bild), gab einen Überblick über die Änderungen der modernisierten Berufe.

Moderne Ausbildungsordnungen sind zwar keine Garantie, aber eine wesentliche Grundbedingung für Ausbildungsqualität und Fachkräftesicherung.

– Sandra Warden, Geschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes
Sandra Warden, Geschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes - Informationsveranstaltung zur Neuordnung der Ausbildung in den Hotel- und Gastronomieberufen
©IHK/Sandra Warden, Geschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes, bei der IHK-Informationsveranstaltung zur Neuordnung der Ausbildung in den Hotel- und Gastronomieberufen.


Weitere wichtige Informationen im Detail finden Sie hier:

Exkurs

Die Hotellerie und Gastronomie zählt deutschlandweit zu den wichtigsten und vielseitigsten Branchen. Im Freistaat Thüringen liegt der Anteil der Hotel- und Gastronomiebranche bei derzeit rund 6,5 Prozent1. Von der Pandemie besonders betroffen, mussten sich viele Fachkräfte in den vergangenen Jahren umorientieren und die Zahl der Auszubildenden verzeichnete deutliche Rückgänge. Derzeit lernen deutschlandweit 45.000 junge Menschen in einem der bisher sechs gastgewerblichen Ausbildungsberufe. In Nord-, Mittel und Westthüringen sind rund 800 Fachkräfte in einer Ausbildung. Im Jahr 2019 waren es noch knapp 1.000 Auszubildende. Fast 200 Betriebe aus dem Kammerbezirk der IHK Erfurt bilden aktuell in dieser Branche aus.

Die duale Berufsbildung bleibt der wichtigste Weg zur Qualifizierung der Fachkräfte. So kommt die Novellierung der Berufsbilder zur rechten Zeit und bietet eine grundlegende inhaltliche Aktualisierung. Die sieben überarbeiteten Ausbildungsordnungen hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam mit den zuständigen Bundesministerien sowie den Sozialpartnern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis im Auftrag der Bundesregierung entwickelt.

Alle Neuigkeiten zu den HOGA-Berufen im Überblick:

1Thüringer Landesamt für Statistik

Kontaktieren
Sie Ihren
IHK-Experten:
Frank Hübner

Frank Hübner

Tel: 0361-3484157

E-Mail: huebner@erfurt.ihk.de

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