Wirtschaft braucht Gewerbeflächen

©gettyimages.com/jackaldu/ Luftaufnahme eines Gewerbegebietes.
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Eine erfolgreiche Wirtschaft braucht Fläche, um sich anzusiedeln.
  • Gewerbeflächen in Thüringen sind knapp und werden teilweise hart umworben.
  • Erfahren Sie, welche Faktoren die Attraktivität von Gewerbeflächen und damit auch die des Wirtschaftsstandortes Thüringen beeinflussen.

Industrie- und Gewerbegebiete in Thüringen gehören zum Stadtbild, prägen dieses maßgeblich und tragen zum wirtschaftlichen Erfolg einer Gemeinde bei. Da die Einnahmen aus der Gewerbesteuer vollständig in der Gemeinde verbleiben, kann ein Gewerbegebiet eine wahre Goldgrube für die Verwaltung sein. Doch wie kann der Weg zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Gewerbegebiet gelingen?

Ein gut durchdachtes Konzept für die Gewerbefläche legt den Grundstein für die Planung. Je nach dem für welche Branche die Fläche angedacht ist, muss sie unterschiedliche Ansprüche erfüllen. So präferieren Logistikunternehmen eine autobahnnahe Gewerbefläche, wohingegen Hochtechnologiefirmen oft die Nähe zu Bildungseinrichtungen suchen. Ein Anspruch, den alle Branchen gemeinsam haben, ist ein leistungsfähiger Breitbandanschluss, denn mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung und KI ist eine entsprechende Anbindung essenziell. Auch Flächen mit Zugang zu erneuerbaren Energien werden für Unternehmen immer gefragter.

Standortfaktoren und ihre Bedeutung

Um einen Wirtschaftsstandort bewerten zu können, werden verschiedene Faktoren analysiert, darunter harte und weiche Faktoren. Unter harte Standortfaktoren fallen beispielsweise die Höhe der Steuern, die Verfügbarkeit von Fördermitteln, die Infrastruktur und anfallende Transportkosten sowie Umweltschutzauflagen und Markteintrittsbarrieren. Diese Faktoren sind in der Regel genau messbar und objektiv zu bewerten.
Sogenannte weiche Standortfaktoren hingegen sind nicht messbar, denn sie hängen von subjektiven Einstellungen ab. Sie werden von den kommunalen Akteuren vor Ort, wie dem Bauamt, der Wirtschaftsförderung, dem Stadtmarketing, dem Stadtplanungsamt, dem Stadtrat sowie dem Bürgermeister, geprägt. Weiche Standortfaktoren beziehen sich auf politische und bürokratische Verhältnisse am betrachteten Standort sowie auf personen- und unternehmensbezogene Faktoren. Daher haben sie großen Einfluss auf die Ansiedlungsentscheidung von Unternehmen und hängen von den harten Standortfaktoren ab. Ansiedelnde Unternehmen orientieren sich am vorhandenen Wirtschaftsklima, am vorherrschenden innovativen Milieu sowie am Image der Stadt und deren Kommunikation. Für einzelne Personen ist bei der Standortwahl hingegen entscheidend, welche Lebensqualität der Ort vertritt. Dabei stellen sich Fragen wie: Welche Mentalität herrscht hier und welche Freizeitmöglichkeiten gibt es? Wie gut ist die Anbindung und wie weit ist die Familie entfernt? Wie umweltfreundlich ist der Standort? Um erfolgreich zu wirtschaften, müssen daher alle Involvierten Hand in Hand arbeiten und gemeinsam versuchen, positiv auf die Standortfaktoren einzuwirken. Das kann so aussehen, dass Verkehrsanbindungen oder Kinderbetreuungsplätze geschaffen werden. Aber auch die Unterstützung der Stadtverwaltung bei bürokratischen Anliegen kann positive Auswirkungen auf die Standortfaktoren haben.

Gut zu wissen:

Neben den sogenannten harten Standortfaktoren spielen auch die weichen Kriterien bei der Wahl des Standortes eine immer größere Rolle, wie die ersten Ergebnisse der Standortanalyse 2023 der Industrie- und Handelskammer Erfurt zeigen. So gewinnen auch die Erreichbarkeit der städtischen Verwaltung und der kommunalen Wirtschaftsförderung für viele Unternehmen an Bedeutung. Hier lohnt sich ein genauerer Blick in die Standortanalyse 2023, die Ende November final veröffentlicht wird.

Die Konkurrenz um Flächen – ein harter Kampf zwischen vielen Akteuren

Industrie- und Gewerbegebiete befinden sich aktuell in mehreren Spannungsfeldern. Zum einen konkurrieren aufgrund verschiedener Interessen gleich mehrere Akteure um die in den Thüringer Ballungsräumen knappen Flächen. Bereits bestehende Unternehmen möchten auf anliegenden Flächen die eigene Energieversorgung absichern oder ihre Produktions- und Lagerkapazitäten erhöhen, während die kommunalen Vertreter die Flächen für neue Ansiedlungen und neue Arbeitsplätze vorsehen. Bedarfsgerecht und zeitnah neue Gewerbeflächen auszuweisen, ist mit Blick auf die lange Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren jedoch nicht möglich. Eine gewisse Kapazität von Industrie- und Gewerbeflächen ist daher notwendig, um als Gemeinde flexibel auf Anfragen reagieren zu können.

So hilft die IHK Erfurt:

Auf der Suche nach einer passenden Gewerbefläche? Dann hilft die Gewerbeflächenbörse der IHK Erfurt weiter. In verschiedenen Kategorien werden hier freie Flächen aufgelistet und vorgestellt.

Gegenwind bei Neuausweisungen

Auch innerhalb der Bevölkerung wächst der Widerstand gegen die Neuausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen. Obwohl durch zahlreiche Gutachten der Gewerbestandort als wenig störend bewertet wird, ist die Mentalität „Not in my Backyard“ (dt. Nicht in meinem Hinterhof) weiterhin sehr stark und viele Bürger sind negativ gegenüber neuen Gewerbeflächen eingestellt. Dabei zeigen die Bebauungspläne neuer Gewerbegebietsplanungen sehr fortschrittliche und zukunftsgerichtete Ansätze, die kaum noch einen Vergleich zu den grauen Flächen aus den 1980er und 90er Jahren zulassen. Sowohl die Aufenthaltsqualität für Arbeitnehmer und Besucher als auch der Zugang zu unterschiedlichen Verkehrsträgern wie Schiene und LKW für die Logistik, sowie Bus oder Bahn für die Anreise werden berücksichtigt. Auch das Thema Nachhaltigkeit bleibt heutzutage nicht unberücksichtigt: Ausgleichende Grünflächen, E-Mobilität, aber auch die Berücksichtigung von ökologischen Aspekten beim Bau, Betrieb und in den hergestellten Produkten selbst sind in der Strategie der meisten Unternehmen fest verankert.   

IHK-Präsident Dieter Bauhaus

Wirtschaftliche Entwicklung braucht Fläche. Die IHK Erfurt setzt sich für den Erhalt und Ausbau neuer Gewerbegebiete ein, die für eine Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Thüringen notwendig sind. Dazu bedarf es Möglichkeiten für hiesige Unternehmen, sich zu erweitern, genauso wie für Unternehmen, die den Standort Thüringen neu erschließen wollen.

– Dieter Bauhaus, Präsident der IHK Erfurt

Den Wirtschaftsstandort sichern

Ein starker Wirtschaftsstandort Thüringen ist nicht ohne neue Gewerbeflächen möglich. Denn der Wettbewerb um neue Investoren und Unternehmen hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit von Gewerbeflächen ab, ohne die Unternehmen keine Entwicklungsmöglichkeiten in Thüringen geboten werden können. Damit ein Gewerbegebiet erfolgreich aufgebaut und erhalten werden kann, bedarf es viel kommunaler Aufmerksamkeit. Ein gut ausgearbeitetes Konzept für die verfügbaren Flächen hilft dabei, den richtigen Standort für ein Unternehmen zu identifizieren. Daneben unterstützt ein Leitbild für die kommunale Verwaltung bei der Entwicklung und der politischen Diskussion.

Wichtige DIHK-Veröffentlichung zum Thema:

Die IHK-DIHK-Veröffentlichung zum Thema Flächenpolitik fordert bundesweit mehr Raum für Entwicklung, da nur mit ausreichend Fläche erfolgreiche und innovativ gewirtschaftet werden kann. Erfahren Sie im kostenfreien Download alles über aktuelle Entwicklungen, Einschränkungen und Chancen der Flächenpolitik.

Kontaktieren
Sie Ihren
IHK-Experten:
Marco Heinemann

Marco Heinemann

Tel: 0361-3484202

E-Mail: heinemann@erfurt.ihk.de

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