Wiederbelebung des Thüringer Kalibergbaus

©Südharz Kali GmbH/Paul-Philipp Braun/Probeweise Zerkleinerung der Probennahme aus dem Kali-Bergwerk Sollstedt bei der KU-Tec in Sondershausen.
Warum sollte ich diesen Artikel lesen?
  • Die Sürdharz Kali GmbH strebt eine Wiederbelebung des Bergbaus in Thüringen an.
  • Die Umsetzung ihrer Pläne läuft auf Hochtouren: Kann zum Ende des Jahrzehnts wieder Kalium in Thüringen abgebaut werden?
  • Erfahren Sie hier mehr über die Vorhaben des Unternehmens und wie diese den Wirtschaftsstandort Thüringen verändern können.

Das Unternehmen Südharz Kali GmbH hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kalibergbau in Teilen Thüringens wiederzubeleben. Welche Faktoren den Wirtschaftsstandort für den Bergbau in Thüringen auszeichnen, erklärt Geschäftsführerin Dr. Babette Winter.

Die Idee der Südharz Kali GmbH

Verschiedene Grüntöne prägen die Büroräume der Südharz Kali GmbH: moos- und grasgrüne Bilder an den Wänden, hell- und dunkelgrüne Stühle im Beratungsraum. Hier werden wir von Geschäftsführerin Dr. Babette Winter empfangen. Im Fenster steht bereits Anschauungsmaterial – Salzsteine, so wie sie aus dem Bergwerk kommen. Vom tatsächlichen Abbau des Rohstoffes, in dem sich auch das wertvolle Kali verbirgt, ist das Unternehmen zwar noch einige Jahre entfernt, doch die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und der Zeitplan ist eng gestrickt. Die Vorhaben werden durch die australische Muttergesellschaft South Harz Potash Ltd. finanziert. Das deutsche Tochterunternehmen Südharz Kali GmbH wurde 2016 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Erfurt sowie ein weiteres Büro im Kali-Museum in Bischofferode. Das Unternehmen hat nicht vor, den alten Bergbau der Tradition wegen wiederaufzunehmen, sondern schlägt ein neues Kapitel auf und strebt dabei einen verantwortungsvollen und umweltbewussten Abbau des Rohstoffes an.

Bergbau wird ja generell mit Schmutz, Dreck und einem starken Umwelteingriff assoziiert. Das ist das Image des Bergbaus, außer man hat eine persönliche oder familiäre Verbindung dazu. Die Rohstoffe werden zwar gebraucht, aber die meisten schauen skeptisch auf den Bergbau, weil dieser im letzten Jahrhundert viel Schaden angerichtet hat. Über Wasserverschmutzung bis hin zu riesigen Halden, die dauerhafte Umweltbelastungen darstellen. Das wollen wir anders machen.

– Dr. Babette Winter, Geschäftsführerin der Südharz Kali GmbH

Standort Thüringen für Kalibergbau – eine gute Wahl

Als Dr. Babette Winter in das Unternehmen einstieg, war es ihre erste Amtshandlung, das Büro in Erfurt zu etablieren. Als Landeshauptstadt Thüringens eignet sich ein Standort hier grundsätzlich gut. Die meisten Wege sind kurz und die Verkehrsanbindung ausgezeichnet. Zudem war das heutige Bürogebäude in der Arnstädter Straße 28 bereits vor vielen Jahren Anlaufstelle für Themen des Kalibergbaus: „Wir bewegen uns in einem Umfeld, in dem früher schon viel Bergbau war und das ist natürlich auch mit viel Emotion und Geschichte verbunden. Wir haben mit den historischen Entscheidungen zur Schließung der Kaliwerke in Nordthüringen nichts zu tun. Wir sind ein völlig neues Unternehmen. Aber wir wissen natürlich um die Geschichte und sehen uns auch in einer Folge dieser für die Region. Deswegen sprechen wir von der Wiederbelebung des Kalibergbaus.

Kalibergbau in Thüringen

Die Nähe zum traditionellen Bergbau zu wahren, fällt in Thüringen nicht schwer. Doch die Südharz Kali GmbH legt nicht nur Wert auf die Erinnerung der Bergbautradition, sondern möchte auch mit allen Beteiligten und Interessierten transparent kommunizieren. Dafür ist es wichtig, oft vor Ort zu sein. Ein- bis zweimal pro Woche fährt Dr. Winter in die Lizenzgebiete und nimmt an Gesprächen teil, um die Vorhaben des Unternehmens und den aktuellen Stand zugänglich zu machen. Auch beim Thüringer Bergmannstag in Bleicherode war die Südharz Kali GmbH mit einem Stand vertreten, um mit den Besuchern in Kontakt zu treten. „Es ist uns wichtig, in der Region bereits sichtbar zu sein, Kontakte zu knüpfen und uns persönlich vorzustellen. Denn dann sind wir nicht mehr die Unbekannten, die irgendwann plötzlich hier auftauchen“, erklärt die Geschäftsführerin. Auch umliegende Kommunen reagieren bisher positiv auf die Südharz Kali GmbH und viele alte Bergleute und Angehörige dieser versuchen mit alten Unterlagen und Geschichten weiterzuhelfen. So wurde die Südharz Kali GmbH beispielsweise auf eine alte Zechenbahn aufmerksam, die nun als Untergrund für eine Pipeline dienen könnte. Diese ideelle Unterstützung durch ehemalige Bergleute bestärkt Dr. Winter immer wieder darin, den richtigen Standort ausgewählt zu haben.

Außenwirkung des Wirtschaftsstandortes

Die grundsätzlichen Gegebenheiten in Deutschland werden aus australischer Sicht weitgehend positiv bewertet. Vieles ist bereits vorhanden: gute Infrastruktur, kurze Wege und moderne Technik. Außerdem wird Deutschland als politisch stabil eingeschätzt, was für Investoren sehr wichtig ist. Lediglich der bürokratische Aufwand ist hoch und zeitintensiv – darauf blickt auch die Muttergesellschaft in Australien kritisch. Doch die größten Bedenken haben die Geldgeber im Hinblick auf Deutschlands ausgeprägtes Umweltbewusstsein. „Tolles Projekt. Aber kriegt ihr das überhaupt genehmigt? Das ist die Frage, die wir am häufigsten gestellt bekommen“, erklärt die Geschäftsführerin der Südharz Kali GmbH.

Kaliabbau zum Ende des Jahrzehnts

Aktuell konzentriert sich die Südharz Kali GmbH auf den möglichen Abbau von Kali im Ohmgebirge. Grund dafür ist, dass es sich hier um das Lizenzgebiet mit der geringsten Teufe handelt – das heißt, der Rohstoff kann bereits in einer Tiefe von 700 bis 750 Metern abgebaut werden. Je tiefer das Salz liegt, desto aufwendiger ist der Abbau. Das nächstgelegene Industriegebiet in Leinefelde könnte als Standort für die Rohsalzaufbereitung und logistische Abwicklung dienen, derzeit werden allerdings auch Möglichkeiten für Abbau und Aufbereitung in Bernterode und Haynrode besprochen. Im Gespräch betont Dr. Winter, dass es zwar keinen durchweg idealen Standort für den Kaliabbau gibt, sich das Ohmgebirge mit seiner unmittelbaren Nähe zu Bahn- und Straßeninfrastruktur aber bisher am besten eignet. Das bestätigt auch die Scoping Studie aus dem vergangenen Jahr. Sie schätzt den Kaliabbau im Ohmgebirge als sehr rentabel ein. Der mögliche Produktionsstandort ist zwischen 40 und 45 Hektar groß und gilt somit als raumbedeutsam. Momentan wird daher das Raumordnungsverfahren vorbereitet, damit im November der Raumordnungsantrag beim Thüringer Landesverwaltungsamt eingereicht werden kann. Das ist ein weiterer Schritt, der dem kleinen Team der Südharz Kali GmbH mehr Sichtbarkeit verleiht. Ziel für 2024 ist es, alle Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten. Dazu gehört auch, sämtliche geschützte Tier- und Pflanzenarten im betroffenen Gebiet zu zählen, um Prognosen für den Umwelteinfluss des Vorhabens zu erstellen. Geht der Zeitplan der Südharz Kali GmbH auf, kann 2026 mit der Bauphase begonnen werden und Ende des Jahrzehntes dann das erste Kali gehoben werden. „Das ist ehrgeizig“, sagt Dr. Winter und lacht. „Aber wir hoffen sehr auf Deutschlandgeschwindigkeit. Und gerade im Bereich Ressourcen ändert sich politisch auch ein bisschen die Haltung.“

©Südharz Kali GmbH/Paul-Philipp Braun/Probeweise Zerkleinerung der Probennahme aus dem Kali-Bergwerk Sollstedt bei der KU-Tec in Sondershausen.

Warum Kali?

Kali wird für die Produktion von Düngern benötigt, weil vor allem gezüchtete Pflanzenkulturen Zusatzstoffe brauchen, um ertragreich zu wachsen. Durch eine ansteigende Weltbevölkerung und zunehmende Umweltbelastungen werden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Landwirtschaft immer schwieriger. Alle Pflanzen benötigen Kalium, welches nur durch den Abbau von Kalisalzen beschafft werden kann. Um die EU mit dem wichtigen Dünger-Rohstoff zu versorgen, möchte die Südharz Kali GmbH nun in Thüringen das Salz aus der Tiefe der Erde heben.

Kalibergbau wie früher, nur umweltsensibler

Eine Prägung der Landschaft ist beim Bergbau unumgänglich. Die Südharz Kali GmbH möchte jedoch keine dauerhaften Halden hinterlassen, sondern flüssige und feste Reststoffe rückverfüllen. Das bedeutet, dass die Reststoffe aus dem Rohsalz und dem Gewinnungsprozess aufgeschlämmt und unter Tage rückverfüllt werden. Dadurch ist die entstehende Halde nur temporär – bis eben mit der Rückverfüllung begonnen werden kann. Die Halde als Zwischenlager für Reststoffe wird mit maximal 30 Metern vergleichsweise klein, bedeutend kleiner als bereits vorhandene Halden in der Region. Beim Thema Umweltbewusstsein spielt auch die Verwendung von Wasser eine wichtige Rolle. Um möglichst umweltfreundlich damit umzugehen, werden Kalium und Teile des Natriums aus dem Rohsalz kaltgelöst. Das spart Energie zum Erhitzen des Wassers und vermeidet das Lösen von ungewollten Stoffen. Das Wasser wird anschließend im Kreislauf geführt und auch zum Rückverfüllen verwendet, sodass keine Salzlauge in Gewässer abgeleitet wird. Das Rückverfüllen wurde im früheren Bergbau bereits betrieben und ist keine neue Erfindung, es wurde aus Kostengründen in den vergangenen Jahrzehnten jedoch kaum noch genutzt. Ebenso bekannt ist der Abbau unter Tage: „Die Arbeit im Bergwerk sieht noch ziemlich genau so aus wie Ende des letzten Jahrhunderts. Nur mit moderneren Geräten.“

Auswirkungen der Wiederbelebung des Kalibergbaus in Thüringen

Neben größtenteils temporären Veränderungen der Landschaft wird die Wiederbelebung des Kalibergbaus in Thüringen auch die Infrastruktur und Teile der Wirtschaft verändern. Zum einen benötigt der Kali-Abbau sowie der spätere Export des Kalidüngers gut ausgebaute Infrastruktur und Logistik. Zum anderen wird das Bergwerk zwischen 400 und 500 Mitarbeitende benötigen und mit Blick auf die Logistik und technische Wartungen vor Ort auch indirekte Arbeitsplätze schaffen. Bereits jetzt fließt ein Teil des investierten Geldes in Thüringer Unternehmen, die beispielsweise die untertägige Planung vornehmen. Das Großprojekt Südharz Kali GmbH soll die Wirtschaft Thüringens stärken und Dr. Winter sagt: „Vielleicht gelingt es uns auch, eine neue Benchmark zu setzen. Sodass Investoren zukünftig auch mehr darauf achten, dass sich Unternehmen umweltsensibel verhalten.“

Beratungsangebote der IHK Erfurt

Die IHK Erfurt unterstützt Unternehmen beispielsweise mit ihrer Abteilung Unternehmensförderung und -sicherung. Hier finden Sie ein breites Beratungsangebot zu Finanzierung und Unternehmenssicherung. Auch zu Rechts- und Steuerthemen berät die IHK Erfurt Sie gerne.

©Südharz Kali GmbH/Paul-Philipp Braun/Im Mai trafen sich die Southharz Potash Ltd. und die Südharz Kali GmbH im Eichsfeld und besuchten die Bohrungen im Ohmgebirge.

Kontakt

Südharz Kali GmbH
Arnstädter Straße 28
99096 Erfurt

Website: www.suedharz-kali.de
E-Mail: info@suedharz-kali.de

Kontaktieren
Sie Ihren
IHK-Experten:
Marco Heinemann

Marco Heinemann

Tel: 0361-3484202

E-Mail: heinemann@erfurt.ihk.de

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