Das Unternehmen Südharz Kali GmbH hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kalibergbau in Teilen Thüringens wiederzubeleben. Welche Faktoren den Wirtschaftsstandort für den Bergbau in Thüringen auszeichnen, erklärt Geschäftsführerin Dr. Babette Winter.
Die Idee der Südharz Kali GmbH
Verschiedene Grüntöne prägen die Büroräume der Südharz Kali GmbH: moos- und grasgrüne Bilder an den Wänden, hell- und dunkelgrüne Stühle im Beratungsraum. Hier werden wir von Geschäftsführerin Dr. Babette Winter empfangen. Im Fenster steht bereits Anschauungsmaterial – Salzsteine, so wie sie aus dem Bergwerk kommen. Vom tatsächlichen Abbau des Rohstoffes, in dem sich auch das wertvolle Kali verbirgt, ist das Unternehmen zwar noch einige Jahre entfernt, doch die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und der Zeitplan ist eng gestrickt. Die Vorhaben werden durch die australische Muttergesellschaft South Harz Potash Ltd. finanziert. Das deutsche Tochterunternehmen Südharz Kali GmbH wurde 2016 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Erfurt sowie ein weiteres Büro im Kali-Museum in Bischofferode. Das Unternehmen hat nicht vor, den alten Bergbau der Tradition wegen wiederaufzunehmen, sondern schlägt ein neues Kapitel auf und strebt dabei einen verantwortungsvollen und umweltbewussten Abbau des Rohstoffes an.
Bergbau wird ja generell mit Schmutz, Dreck und einem starken Umwelteingriff assoziiert. Das ist das Image des Bergbaus, außer man hat eine persönliche oder familiäre Verbindung dazu. Die Rohstoffe werden zwar gebraucht, aber die meisten schauen skeptisch auf den Bergbau, weil dieser im letzten Jahrhundert viel Schaden angerichtet hat. Über Wasserverschmutzung bis hin zu riesigen Halden, die dauerhafte Umweltbelastungen darstellen. Das wollen wir anders machen.
– Dr. Babette Winter, Geschäftsführerin der Südharz Kali GmbH
Standort Thüringen für Kalibergbau – eine gute Wahl
Als Dr. Babette Winter in das Unternehmen einstieg, war es ihre erste Amtshandlung, das Büro in Erfurt zu etablieren. Als Landeshauptstadt Thüringens eignet sich ein Standort hier grundsätzlich gut. Die meisten Wege sind kurz und die Verkehrsanbindung ausgezeichnet. Zudem war das heutige Bürogebäude in der Arnstädter Straße 28 bereits vor vielen Jahren Anlaufstelle für Themen des Kalibergbaus: „Wir bewegen uns in einem Umfeld, in dem früher schon viel Bergbau war und das ist natürlich auch mit viel Emotion und Geschichte verbunden. Wir haben mit den historischen Entscheidungen zur Schließung der Kaliwerke in Nordthüringen nichts zu tun. Wir sind ein völlig neues Unternehmen. Aber wir wissen natürlich um die Geschichte und sehen uns auch in einer Folge dieser für die Region. Deswegen sprechen wir von der Wiederbelebung des Kalibergbaus.“
Kalibergbau in Thüringen
Die Nähe zum traditionellen Bergbau zu wahren, fällt in Thüringen nicht schwer. Doch die Südharz Kali GmbH legt nicht nur Wert auf die Erinnerung der Bergbautradition, sondern möchte auch mit allen Beteiligten und Interessierten transparent kommunizieren. Dafür ist es wichtig, oft vor Ort zu sein. Ein- bis zweimal pro Woche fährt Dr. Winter in die Lizenzgebiete und nimmt an Gesprächen teil, um die Vorhaben des Unternehmens und den aktuellen Stand zugänglich zu machen. Auch beim Thüringer Bergmannstag in Bleicherode war die Südharz Kali GmbH mit einem Stand vertreten, um mit den Besuchern in Kontakt zu treten. „Es ist uns wichtig, in der Region bereits sichtbar zu sein, Kontakte zu knüpfen und uns persönlich vorzustellen. Denn dann sind wir nicht mehr die Unbekannten, die irgendwann plötzlich hier auftauchen“, erklärt die Geschäftsführerin. Auch umliegende Kommunen reagieren bisher positiv auf die Südharz Kali GmbH und viele alte Bergleute und Angehörige dieser versuchen mit alten Unterlagen und Geschichten weiterzuhelfen. So wurde die Südharz Kali GmbH beispielsweise auf eine alte Zechenbahn aufmerksam, die nun als Untergrund für eine Pipeline dienen könnte. Diese ideelle Unterstützung durch ehemalige Bergleute bestärkt Dr. Winter immer wieder darin, den richtigen Standort ausgewählt zu haben.
Außenwirkung des Wirtschaftsstandortes
Die grundsätzlichen Gegebenheiten in Deutschland werden aus australischer Sicht weitgehend positiv bewertet. Vieles ist bereits vorhanden: gute Infrastruktur, kurze Wege und moderne Technik. Außerdem wird Deutschland als politisch stabil eingeschätzt, was für Investoren sehr wichtig ist. Lediglich der bürokratische Aufwand ist hoch und zeitintensiv – darauf blickt auch die Muttergesellschaft in Australien kritisch. Doch die größten Bedenken haben die Geldgeber im Hinblick auf Deutschlands ausgeprägtes Umweltbewusstsein. „Tolles Projekt. Aber kriegt ihr das überhaupt genehmigt? Das ist die Frage, die wir am häufigsten gestellt bekommen“, erklärt die Geschäftsführerin der Südharz Kali GmbH.
Kaliabbau zum Ende des Jahrzehnts
Aktuell konzentriert sich die Südharz Kali GmbH auf den möglichen Abbau von Kali im Ohmgebirge. Grund dafür ist, dass es sich hier um das Lizenzgebiet mit der geringsten Teufe handelt – das heißt, der Rohstoff kann bereits in einer Tiefe von 700 bis 750 Metern abgebaut werden. Je tiefer das Salz liegt, desto aufwendiger ist der Abbau. Das nächstgelegene Industriegebiet in Leinefelde könnte als Standort für die Rohsalzaufbereitung und logistische Abwicklung dienen, derzeit werden allerdings auch Möglichkeiten für Abbau und Aufbereitung in Bernterode und Haynrode besprochen. Im Gespräch betont Dr. Winter, dass es zwar keinen durchweg idealen Standort für den Kaliabbau gibt, sich das Ohmgebirge mit seiner unmittelbaren Nähe zu Bahn- und Straßeninfrastruktur aber bisher am besten eignet. Das bestätigt auch die Scoping Studie aus dem vergangenen Jahr. Sie schätzt den Kaliabbau im Ohmgebirge als sehr rentabel ein. Der mögliche Produktionsstandort ist zwischen 40 und 45 Hektar groß und gilt somit als raumbedeutsam. Momentan wird daher das Raumordnungsverfahren vorbereitet, damit im November der Raumordnungsantrag beim Thüringer Landesverwaltungsamt eingereicht werden kann. Das ist ein weiterer Schritt, der dem kleinen Team der Südharz Kali GmbH mehr Sichtbarkeit verleiht. Ziel für 2024 ist es, alle Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten. Dazu gehört auch, sämtliche geschützte Tier- und Pflanzenarten im betroffenen Gebiet zu zählen, um Prognosen für den Umwelteinfluss des Vorhabens zu erstellen. Geht der Zeitplan der Südharz Kali GmbH auf, kann 2026 mit der Bauphase begonnen werden und Ende des Jahrzehntes dann das erste Kali gehoben werden. „Das ist ehrgeizig“, sagt Dr. Winter und lacht. „Aber wir hoffen sehr auf Deutschlandgeschwindigkeit. Und gerade im Bereich Ressourcen ändert sich politisch auch ein bisschen die Haltung.“