Die Wirtschaftsjunioren verbinden junge Unternehmende und angehende Führungskräfte miteinander. Landesgeschäftsführerin Katrin Muhs erklärt, was den Verband so einzigartig macht.
Schwarz, mit einem kleinen Schluck Milch: So mag Katrin Muhs ihren Kaffee und damit sitzt sie in der Cafeteria der Industrie- und Handelskammer in Erfurt. Doch so richtig kommt Katrin Muhs nicht zum Trinken. Stattdessen winkt sie immer wieder oder nickt grüßend in Richtung des Ausgabefensters. Katrin Muhs ist eine Netzwerkerin. Schon lange bringt sie Menschen mit unterschiedlichen Professionen und Hintergründen in den Austausch.
Projekte mit Nachhaltigkeitsanspruch
„Meine Gabe ist es, Menschen miteinander zu verbinden“, sagt sie und erklärt, dass sie sich immer wieder darum bemüht, ihren Kontakten das zu ermöglichen, was sie brauchen. Hauptberuflich als Bildungsberaterin für Unternehmen bei der Industrie- und Handelskammer angestellt, engagiert sie sich im Hauptamt und ehrenamtlich bei den Wirtschaftsjunioren (WJ) in Thüringen. „2012 kam eine Freundin auf mich zu und hat mich gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre“, erzählt Katrin Muhs. Wenig später stieg sie ein und wurde Mitglied.
Ich mag das Miteinander, die Möglichkeiten und vor allem den Ansatz, mit gemeinsamen Projekten etwas Nachhaltiges zu organisieren.
– Katrin Muhs, Bildungsberaterin bei der IHK Erfurt
10.000 Mitglieder in ganz Deutschland
Deutschlandweit engagieren sich rund 10.000 junge Menschen bei den Wirtschaftsjunioren. Sie seien, erklärt Muhs, in Kreisverbänden organisiert, die sich wiederum zu einem Landesverband mit hauptamtlicher Geschäftsstelle zusammenschließen würden. Katrin Muhs leitet die Geschäftsstelle in Thüringen. Mit einem halben Tag pro Woche setzt sie sich für die Belange der Mitglieder des Verbands ein, leistet die Servicearbeit für das Ehrenamt. „Unsere Basis sind die, die sich engagieren und das in ihrer Freizeit machen“, sagt sie und verrührt die Milch im Kaffee. Trotzdem, betont Katrin Muhs, sei die Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Verbandsarbeit für die Wirtschaftsjunioren von entscheidender Bedeutung. Schon seit einiger Zeit beschäftige sich der Zusammenschluss von Führungskräften und Unternehmensinhabern damit, dass die unterschiedlichen Bereiche einander nicht ausschließen, sondern ergänzen.
Insgesamt gibt es in Thüringen sechs Vereine, die durch Muhs betreut werden. Sie organisieren sich in der jeweiligen Region und reichen von Eisenach bis nach Gera. „Wir haben in Thüringen rund 250 Mitglieder aus den verschiedensten Branchen und Unternehmen. Wichtig ist dabei, dass es sich im Wesentlichen um junge Unternehmer beziehungsweise Führungskräfte handelt“, erklärt Katrin Muhs und ergänzt: „Und wenn ich jung sage, dann bedeutet das, niemand ist älter als 40 Jahre. Dann ist nämlich die aktive Zeit bei den Wirtschaftsjunioren vorbei. Trotzdem freuen wir uns, wenn unsere Mitglieder auch nach dieser Altersgrenze als Förderer dabeibleiben und die WJ als eine Trainingsorganisation für das berufliche Leben verstehen.“
Das bietet eine Mitgliedschaft bei den Wirtschaftsjunioren:
- gesellschaftliches und sinnstiftendes Engagement
- offenen Austausch unter Gleichgesinnten
- persönliche Weiterentwicklung in wirtschaftlichen Belangen u.a. durch einen Trainingsverband
- Rückhalt durch ein belastbares Business-Netzwerk
- Möglichkeit auf kostenlose Betriebsbesichtigungen und Vorträge in der Region
- Besuch von Akademien sowie Landes-, Bundes- und Europakonferenzen
- internationalen Austausch und Know-How-Transfer im Thüringer Landtag, Bundes- und Europatag
- kostenlosen Erhalt von Fachzeitschriften
Im Ehrenamt die junge Wirtschaft unterstützen
Engagement bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur das Miteinander auf Kongressen und Conventions zu feiern, sondern sich auch für ausgewählte Projekte stark zu machen. Das Quiz „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ ist eines davon. Auf spielerische Weise sollen Schüler der neunten Jahrgangsstufen damit an Themen und Fragestellungen der Wirtschaft herangeführt werden. „Jugend stärken: 1000 Chancen“ ist hingegen eine andere Initiative. Es gehe dabei im Wesentlichen darum, junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen zu einem Schulabschluss zu motivieren. „Dafür unterstützen wir mit Coachings, Bewerbungstrainings und Unternehmensbesichtigungen“, erklärt die WJ-Geschäftsführerin, der dieser Ansatz besonders am Herzen liegt. „Er verbindet mein ehrenamtliches Engagement mit meiner beruflichen Tätigkeit und das ist ein wirklich schöner Mehrwert.“
©IHK Erfurt, Mitteldeutsche Regionalkonferenz 2023
©IHK Erfurt, Mitteldeutsche Regionalkonferenz 2023
Wissenstransfer auf Bundes- und Landesebene
Auch weil hier der Ansatz des Netzwerkens eine ganz praktische Dimension bekommt. Die Zusammenführung von Schülern mit den Betrieben, aber auch die Vernetzung von Unternehmen über die eigene Branche hinweg, ist für Katrin Muhs immer wieder spannend. So spannend, wie es für die Wirtschaftsjunioren auch sei, an der Vollversammlung der IHK teilzunehmen: „Wir sind der einzige Wirtschaftsverband, der entsprechende Rechte hat. Das gilt aber nicht nur für die IHK, sondern auch für den Deutschen Bundestag und den Landtag. Auch hier dürfen wir – als Nicht-Lobby-Organisation – bei Sitzungen dabei sein.“ Dieser Wissenstransfer sei wertvoll und für beide Seiten – Politik und Wirtschaft – immer wieder bereichernd, sagt Katrin Muhs.
Doch auch darüber hinaus unterstützt die IHK Erfurt den Verband, etwa durch Know-How der Kammer-Mitarbeitenden oder durch eine kleine finanzielle Förderung für den Zusammenschluss der künftigen Wirtschaftsverantwortlichen.
Netzwerk, das sei für Katrin Muhs etwas, das sich nicht von selbst trage, sondern das immer wieder gemeinsam vorangebracht werden müsse. „Wir können alle voneinander profitieren, aber dazu müssen wir im Gespräch und im Kontakt bleiben“, sagt sie und winkt wieder einmal einem der hereinkommenden Cafeteria-Besuchenden zu.
Mehr Informationen zu den Wirtschaftsjunioren finden Sie unter: Wirtschaftsjunioren – IHK Erfurt
Text: Paul-Philipp Braun